Bundesbank-Monatsbericht

Deutsche wollen Bargeld nicht missen

Die Deutschen zahlen zwar immer weniger mit Bargeld, darauf verzichten möchten sie aber nicht. Die Vorteile von Bargeld wiegen immer noch schwerer als die Nachteile, heißt es im Bundesbank-Monatsbericht.

Deutsche wollen Bargeld nicht missen

Deutsche wollen Bargeld nicht missen

Nutzung geht zurück, Bedeutung aber weiter hoch eingeschätzt – Bundesbank warnt vor zu großer Selbstverständlichkeit

ba Frankfurt

Das Verhältnis der Deutschen zum Bargeld ist zwiegespalten: Einerseits wird es seit einigen Jahren zunehmend seltener zum Bezahlen genutzt, andererseits erachten sie es als wichtig für sich und die Gesellschaft. Laut einer Bundesbank-Umfrage ist für 69% wichtig, Bargeld selbst nutzen zu können. Und 72% der Befragten bezeichnen Bargeld als sehr oder ziemlich wichtig für die Gesellschaft. Die Bundesbank mahnt aber in dem vorab veröffentlichten Aufsatz aus dem Monatsbericht April, dass Verfügbarkeit und Akzeptanz des Bargeldes als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel nur mit dem Engagement der Bargeldakteure und der Politik sichergestellt werden kann.

Eine wichtige Weichenstellung sei der Verordnungsvorschlag der EU über Euro-Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel, mit dem dessen Rolle im Euroraum gesichert werden solle, heißt es dort. Die Bundesbank selbst will mit dem 2024 gegründeten „Nationalen Bargeldforum“ gemeinsam mit anderen Bargeldakteuren Initiativen zur Stärkung des Bargeldkreislaufs vorbereiten und erweitert ihr Filialnetz mit dem Neubau von vier Filialen. „Darüber hinaus sind auch Politik, Wissenschaft und Gesellschaft eingeladen, sich mit der Zukunft des Bargeldes zu beschäftigen“, heißt es weiter.

Keine Stützmaßnahmen nötig

Denn laut einer Bundesbank-Umfrage erwarten fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland, dass Bargeld in den nächsten fünf Jahren im Wesentlichen im gleichen Umfang (oder sogar stärker) genutzt werden wird wie heute. Daher hielten es die meisten Befragten aktuell nicht für nötig, Bargeld aktiv zu unterstützen, um es zu erhalten. Als mögliche Fördermaßnahmen gelten die Abschaffung von Gebühren an Geldautomaten, die Annahmepflicht von Bargeld an der Ladenkasse und eine ausreichende Bereitstellung von Geldautomaten.

Negativspirale

Empirische Befunde wie etwa eine von der Bundesbank in Auftrag gegebene Zukunftsstudie zeigten allerdings sehr wohl, dass wegen der weiter rückläufigen Bargeldnutzung künftig Fördermaßnahmen notwendig werden könnten. Denn während 2017 die Befragten noch etwa drei Viertel ihrer alltäglichen Zahlungen mit Bargeld tätigten, war es 2023 nur noch knapp die Hälfte. Gemessen am Umsatz machte Bargeld nur noch 26% der privaten Zahlungen aus, Zahlungen per Debitkarte überwiegen mit 32%.

Deutliche Warnung

In der Studie wurden drei mögliche Szenarien für die Bargeldnutzung bis 2037 berechnet – und in sämtlichen Fällen verschlechtern sich Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bargeld, die Nutzung nimmt weiter ab: Eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale wäre damit in Gang gesetzt. „In zwei der drei Szenarien ist die Wahlfreiheit zwischen Bargeld und unbaren Zahlungsmitteln praktisch nicht mehr gegeben“, mahnt die Bundesbank.

Vorteile wiegen schwerer als Nachteile

48% der 2.845 Befragten erwartet, dass in 15 Jahren Bargeld aus dem Alltag verschwunden sein wird, während 39% davon ausgehen, dass es weiter so genutzt werden kann wie bisher. Insgesamt aber, so resümiert die Bundesbank, fänden die Argumente für Bargeld insgesamt einen größeren Rückhalt als diejenigen dagegen und in der Gesamtschau zeige sich ein „deutlicher Wunsch“, das Bargeld auch zukünftig nutzen zu können. Zu den größten Vorteilen zählten die Befragten die technische Ausfallsicherheit, dass Kinder so den Umgang mit Geld lernen können sowie die Anonymität. Vorbehalte gegen Bargeld beziehen sich meist auf illegale Aktivitäten, etwa auch als Motiv für Geldautomatensprengungen.

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