Deutscher Wirtschaft geht die Luft aus
Deutscher Wirtschaft geht die Luft aus
Einkaufsmanagerindex verliert Kontakt zur Wachstumsschwelle – Olympia hilft Frankreichs Konjunktur auf die Sprünge
lz Frankfurt
Die Hoffnung auf eine bessere konjunkturelle Entwicklung in Deutschland hat sich zerschlagen. Wie der Finanzdienstleister S&P-Global meldet, sank der kombinierte Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister – im August überraschend den zweiten Monat in Folge. Mit 48,5 Zählern entfernte sich das Konjunkturbarometer weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ökonomen hatten nach 49,1 Punkte im Juli zumindest einen leichten Anstieg erwartet.
Dabei zeigt sich die Konjunktur gespalten: Während die deutschen Dienstleister immerhin noch über der Wachstumsschwelle liegen (51,4 Punkte, vorher 52,5), aber ebenfalls an Dynamik einbüßen, steckt die Industrie schon länger in einem außergewöhnlich hartnäckigen Schrumpfungsprozess und ist im August noch weiter abgerutscht (42,1 Punkte, vorher 43,2).
„Die Flut schlechter Nachrichten für die deutsche Wirtschaft reißt nicht ab“, schreibt Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Er führt den Einbruch auch auf die wachsende Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung des wichtigen Handelspartners, den USA, zurück. „Die PMI-Daten enttäuschen im August einmal mehr auf ganzer Linie“, sagte Robin Winkler, Chefvolkswirt für Deutschland bei Deutsche Bank Research. „Der deutschen Wirtschaft ist über den Sommer vollkommen die Luft ausgegangen.“ Die Frage für den Rest des Jahres sei nicht mehr, wann die Erholung komme, sondern ob sich eine weitere Rezession vermeiden lasse: „Wahrscheinlich wird es auf ein Jahr der Stagnation hinauslaufen.“
Damit richten sich nun alle Blicke auf das Ifo-Institut, das an diesem Montag die viel beachtete Umfrage zum Geschäftsklima im August veröffentlicht. Die vom Ifo ermittelte Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hatte sich im Juli den dritten Monat in Folge eingetrübt, was als Warnzeichen für die Konjunktur gilt. „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Ifo-Index für August eine weitere Verschlechterung der Stimmung anzeigen wird“, meint Senior Economist Vincent Stamer von der Commerzbank.
Olympia hilft dem Euroraum
Demgegenüber hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum überraschend aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex legte auf 51,2 Zähler von 50,2 Punkten im Juli zu. Der Indexwert für die Industrie sank zwar überraschend auf 45,6 Punkte, während der Wert für den Dienstleistungssektor unerwartet deutlich stieg auf 53,3 Punkte. Experten hatten hier einen minimalen Rückgang auf 50,1 Zähler erwartet.
Der Aufschwung wird von Ökonomen wie Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), größtenteils auf die robuste Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor Frankreichs zurückgeführt. Das Barometer für den französischen Servicesektor ist nämlich um fast fünf Punkte auf 55,0 Zähler gesprungen. Die französische Statistikbehörde Insee rechnet durch Olympia mit einen Wachstumsschub. So könnte im laufenden dritten Quartal ein Plus beim BIP Frankreichs von 0,5% herausspringen, was sich jetzt im Einkaufsmanagerindex spiegelt.