Die globale Welt der Zölle
Handelshürden
Die globale Welt der Zölle
lz Frankfurt
Mit einiger Überraschung haben Beobachter bei Donald Trumps Ankündigung „reziproker Zölle“ zur Kenntnis genommen, dass die US-Administration gar keine Berechnungen auf der Basis nachprüfbarer Zollsätze oder anderer Handelshemmnisse herangezogen hat. Stattdessen wurde schlicht das US-Handelsdefizit mit dem jeweiligen Land durch dessen Gesamtexporte in die USA geteilt. Dadurch kamen durchweg zweistellige Werte zustande. Das Ergebnis dieser Rechnung bildete dann aus Sicht des US-Präsidenten den „gerechten“ Zollsatz ab. Die Hälfte davon wurde schließlich als reziproker Gegenzoll verhängt.
Womöglich stammt diese Herangehensweise von ChatGPT. Denn fragt man gängige KI-Chatbots nach einer „einfachen“ Methode, Zölle zu berechnen, um angesichts eines Handelsdefizits „gleiche Bedingungen“ zu schaffen, liefern diese verblüffenderweise exakt jene Lösung, die es dann auf Trumps Zolltafel geschafft hatte. Die KI spricht aber selbst von einer „naiven“ Vorgehensweise.

Vergleicht man die tatsächlich erhobenen Zölle der Länder, wie sie etwa die Weltbank auflistet, kommt über alle Warengattungen hinweg indes ein „effektiver Zollsatz“ heraus, der nur einstellige Werte erreicht. Diese liegen auch gar nicht so weit auseinander. Das kann bei spezifischen Gütern, wie bei US-Pickup-Autos, anders sein. Die EU erhebt bei der Einfuhr hierfür einen besonders hohen Zoll. In anderer Abgrenzung zeigt die WTO, wo eklatant hohe Zölle zu finden sind: bei Agrargütern. Um die eigene Landwirtschaft zu schützen, werden importierte Lebensmittel vielfach über Zölle verteuert. Das soll die heimischen Bauern vor dem internationalen Wettbewerb abschirmen. Die EU ist auch hier nicht unbedingt ein Vorbild des Freihandels.