Die Weltwirtschaft braucht Institutionen wie den IWF
Die Weltwirtschaft braucht Institutionen wie den IWF
Finanzminister und Notenbankgouverneure aus der ganzen Welt treffen sich zurzeit auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Derweil sind die weltweiten Wirtschaftsbeziehungen angespannter, als es die meisten von uns je erlebt haben dürften.
In einer Zeit, in der die regelbasierte Weltordnung unmittelbar bedroht ist, liegt es an allen, diese und die Institutionen, auf denen sie beruht, zu verteidigen. Ich halte es für dringend notwendig, dass die politischen Entscheidungsträger den Nutzen klar benennen, der sich aus diesen Institutionen und einem stabilen internationalen Währungssystem für alle Länder ergibt.
IWF ist Grundpfeiler des internationalen Währungssystems
Der IWF ist eine der wichtigsten internationalen Organisationen. Er trägt zur Stabilität des globalen Währungs- und Finanzsystems bei, indem er seinen Mitgliedstaaten beratend oder bei Bedarf auch mit Finanzhilfen bei der Prävention und Überwindung von Wirtschafts- und Finanzkrisen zur Seite steht. Der IWF ist ein Grundpfeiler des regelbasierten internationalen Währungssystems, das für unseren Wohlstand unerlässlich ist.

Seit jeher zeichnet sich der IWF durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an die sich verändernden weltwirtschaftlichen Bedingungen aus. Zu verdanken ist dies auch der Tatsache, dass er die Konzeption seiner Arbeitsweise regelmäßig überprüft. So sollen in naher Zukunft zwei grundlegende Bereiche auf den Prüfstand gestellt werden: Wie wir die wirtschaftspolitische Überwachung durchführen, die sogenannte Surveillance, und wie wir Kreditprogramme ausgestalten, einschließlich der Konditionalität.
Zwei Punkte auf dem Prüfstand
Die Surveillance ist das zentrale Instrument des IWF zur Krisenprävention. Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen kommt es entscheidend darauf an, ein stets aktuelles Verständnis der internationalen Übertragungseffekte zu haben. Seit der globalen Finanzkrise wurden große Fortschritte erzielt, doch müssen wir noch besser verstehen, wie sich ökonomische Entwicklungen von einem Land auf andere übertragen. Ungeachtet der zu beobachtenden Fragmentierung ist unsere Welt nach wie vor sehr stark vernetzt, und die wirtschaftlichen Verflechtungen sind in den letzten Jahren komplexer geworden. Hier spielt natürlich der sich verändernde Handel eine Rolle. Aber es bedarf auch erweiterter Analysen in Bezug auf den Finanzsektor. Dafür ist der IWF die richtige Institution.
Des Weiteren werden sich Faktoren wie künstliche Intelligenz, digitales Geld und die Entwicklung hin zu einer eher multipolaren Welt erheblich auf unsere Volkswirtschaften auswirken. Wir müssen mehr über ihre Effekte auf die globale Währungs- und Finanzstabilität wissen. Klimarisiken wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme können die Bilanzen von Banken und Versicherern beeinträchtigen. Politische Unsicherheit und geoökonomische Fragmentierung werden auch Auswirkungen auf den Finanzsektor und die Realwirtschaft haben. Wenn wir die systemischen Implikationen dieser Trends verstehen, können wir die anstehenden Herausforderungen besser bewältigen.
Auszahlungen verschieben
Leider stellt die Krisenprävention dabei nur einen Teilaspekt dar. In Krisensituationen kommt der Kreditvergabe des IWF eine hohe Bedeutung zu. Damit die Mittel wirksam eingesetzt werden, ist ihre Vergabe an Bedingungen geknüpft. Diese sollen sicherstellen, dass die Krise überwunden werden kann.
Derzeit werden in einigen Programmen Mittel früh ausgezahlt, während Maßnahmen erst später umgesetzt werden müssen. Ich schlage vor, sofern möglich Maßnahmen zeitlich vorzuziehen und Auszahlungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Dies erhöht die Wirksamkeit der Programme und trägt dazu bei, die Mittel effizienter einzusetzen. Darüber hinaus könnten häufiger Contingency Measures eingebunden werden, um die Programme bei unvorhergesehenen Ereignissen flexibler zu gestalten.
Die Weltwirtschaft benötigt globale Institutionen wie den IWF. Er ist ein Eckpfeiler des globalen Währungs- und Finanzsystems. Und folglich auch unseres kollektiven Wohlergehens. Die Bundesbank und ich bekennen uns in aller Deutlichkeit zum IWF als einem wichtigen Akteur bei der Förderung der Wirtschafts- und Finanzstabilität und damit auch unseres Wohlstands.