Einkaufsmanagerindex

Dienstleister beflügeln Euro-Wirtschaft

Im Euroraum zeigt sich derzeit eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten: Das Geschäft der Dienstleister brummt, während die Industrie schwächelt. Insgesamt zeigt sich die Euro-Wirtschaft noch widerstandsfähig gegen Ukraine-Krieg und Lieferkettenstress.

Dienstleister beflügeln Euro-Wirtschaft

ba Frankfurt

Die besser laufenden Geschäfte der Dienstleister haben der Euro-Wirtschaft im April neuen Schwung gebracht. Die Lockerungen der coronabedingten Restriktionen haben dafür gesorgt, dass das 13. Wachstum in Folge im Servicesektor so kräftig ausfiel wie zuletzt im August 2021. Damit wurde auch die Abkühlung in der Industrie kompensiert, wie die finalen Daten der Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global zeigen. Allerdings beschleunigte sich auch der Preisauftrieb – für die Verkaufs- beziehungsweise Angebotspreise für Waren und Dienstleistungen wurden erneut Rekordanstiege gemessen.

Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite legte um 0,9 Punkte auf ein Siebenmonatshoch von 55,8 Zählern zu (siehe Grafik). S&P Global bestätigte damit wie von Ökonomen erwartet das Ergebnis der ersten Schätzung. Für Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global, spricht dies für ein Wirtschaftswachstum von 0,7% im zweiten Quartal.

„Die Eurozone war im April zunehmend eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten: Während der Servicesektor im Aufwind war, kühlte die Industrie ab“, hieß es bei S&P Global. Der Teilindex der Dienstleister legte um 1,1 auf 57,7 Punkte zu. Allerdings, so mahnte Williamson, bleibe unklar, „ob der Servicesektor sein derzeitiges Wachstum beibehalten kann, sobald die anfängliche Konjunkturerholung nachlässt – vor allem angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten“. Denn die Hoffnungen, dass die Wirtschaft durch Nachholeffekte angekurbelt wird, könnten laut Williamson „enttäuscht werden, wenn die Kaufkraft durch die Inflation ausgehöhlt wird, die Risikoscheu einsetzt und die Neigung zum Sparen zunimmt“. Im April war die Inflation im gemeinsamen Währungsraum auf ein Rekordhoch von 7,5% geklettert. Williamson erwartet, dass die in den Umfragedaten gezeigte Kombination aus beschleunigtem Wirtschaftswachstum und galoppierender Inflation im zweiten Quartal „die Spekulationen verstärkt, dass die EZB bereits auf ihrer Juli-Sitzung mit der Anhebung der Zinsen beginnen könnte“ (siehe auch Bericht Seite 5).

Unter den von der Umfrage be­trachteten Ländern ist Deutschland im April das Schlusslicht. Der PMI Composite sank zwar um 0,8 auf 54,3 Punkte. Mit einem Wert oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten wird damit aber weiter wirtschaftliche Expansion signalisiert. „Zu einer Zeit, in der die Hersteller angesichts zunehmender Lieferkettenprobleme und sich abkühlender Nachfrage allmählich ins Straucheln geraten, verschafft der Servicesektor der deutschen Wirtschaft einen bitter nötigen Aufwärtsschub“, kommentiert Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global. Das Service-Barometer kletterte um 1,5 auf 57,6 Zähler und damit den höchsten Wert seit August 2021.

Der Aufwärtstrend im Dienstleistungssektor zeigte sich S&P Global zufolge auch in Frankreich, Italien und Spanien. Dementsprechend legten auch die Composite PMI in allen drei Ländern weiter zu. Deutschland war somit das einzige Land, in dem das Wachstum Dynamik einbüßte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.