Einkaufsmanagerindex

Dienstleister ziehen Stimmung runter

Die Dienstleister zeigten sich im November größtenteils schlechter Laune - vor allem im Euroraum. Der Einkaufsmanagerindex signalisiert hier ein Schrumpfen der Gesamtwirtschaft, wohingegen Japan und China wachsen.

Dienstleister ziehen Stimmung runter

Dienstleister ziehen Stimmung runter

Erster Rückgang in diesem Jahr − Einkaufsmanagerindex zeigt Schrumpfen der Euro-Wirtschaft − Gegenbewegung in Japan und China

ba Frankfurt

In Europa erweisen sich die Dienstleister im November als Stimmungsbremse, wohingegen die Pendants in China und Japan ihre Geschäfte ausweiten. Teilweise fiel die in der monatlichen Einkaufsmanagerumfrage ermittelte Wirtschaftsstimmung aber nicht ganz so schlecht aus wie in der Erstschätzung noch ermittelt.

Im Euroraum hatten die Dienstleister bislang die Schwäche der Industrie kompensiert − im November allerdings haben sie erstmals in diesem Jahr ihre Tätigkeit reduziert. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) rutschte um 2,1 auf 49,5 Punkte. Damit liegt er unter der neutralen Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisierte damit ein geringfügiges Schrumpfen der Aktivitäten. In der Erstschätzung war noch ein Zählerstand von 49,2 gemeldet worden. Angesichts der Aufwärtsrevision fiel auch das Gesamtergebnis besser als zunächst gedacht aus: Der PMI Composite für Dienstleister und Industrie zusammen gab um 1,7 auf 48,3 Punkte nach. Ökonomen hatten erwartet, dass die Erstschätzung von 48,1 Punkten bestätigt wird.

„Schlechte Nachrichten“

Der Rückgang bei den Dienstleistern „ist eine schlechte Nachricht für die allgemeinen Wachstumsaussichten, insbesondere da diese Schwäche in den drei größten Volkswirtschaften der Eurozone zu beobachten ist“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die S&P-Umfrage unterstützt. Er führt den breit angelegte Rückgang auf die Verunsicherung der Verbraucher zurück, „die durch politische Probleme in Frankreich und Deutschland und die Gefahr von Handelskriegen im Zusammenhang mit der Wahl von Donald Trump in den USA angeheizt wird“. Dass die Beschäftigung im Servicesektor nach der Stagnation im Oktober leicht anstieg, sollte nicht als Zeichen einer Erholung gewertet werden: „Die meisten anderen Indikatoren deuten auf schwierigere Zeiten hin“, mahnte de la Rubia. Für das Schlussquartal erwartet er eine Stagnation, nachdem die Euro-Wirtschaft im Sommer noch um 0,3% zugelegt hatte.

Die großen Drei stecken in der Rezession

Unter den größeren Euro-Volkswirtschaften stecken Deutschland, Frankreich und Italien im November im rezessiven Bereich. Spanien und Irland vermeldeten hingegen Wachstum, wobei es laut S&P „in Irland sogar so stark bergauf ging wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr“. Die leichte Stimmungseintrübung der spanischen Dienstleister wird mit den Auswirkungen der heftigen Überschwemmungen in der Region Valencia erklärt, in Frankreich liegt es an der politischen Hängepartie − die Regierung von Michel Barnier steht wegen des umstrittenen Haushaltsentwurfs kurz vor dem Aus. Die von den Olympischen und Paralympischen Spielen im Sommer hervorgerufene positive Stimmung der französischen Dienstleister „sind jetzt Vergangenheit“, heißt es bei der HCOB.

In Großbritannien hat sich die Stimmung im Servicesektor den dritten Monat nacheinander eingetrübt und ist nun so schlecht wie seit gut einem Jahr nicht mehr. Der PMI fiel um 1,2 auf 50,8 Punkte. Zunächst war ein Zählerstand von 50,0 ermittelt worden. Ursächlich für das nur noch minimale Wachstum seien schwächere Vertriebspipelines, Kürzungen bei neuen Projekten und größere Vorsicht bei Kunden, erklärte S&P-Experte Tim Moore. Der PMI Composite gab um 1,3 auf 50,5 Punkte nach. Hier lag die Erstschätzung bei 49,9 Zählern.

Gegenbewegung in Japan und China

In Japan wiederum haben die besser laufenden Geschäfte der Dienstleister auch den Composite PMI wieder in den Wachstumsbereich gehievt. Dieser legte um 0,5 auf 50,1 Punkte zu. Der Dienstleister-Index kletterte wegen einer höheren Nachfrage und stärkerem Verbrauchervertrauen um 0,8 auf 50,5 Zähler. „Die kurzfristigen Aussichten der Dienstleister scheinen solide zu sein“, urteilt S&P-Experte Usamah Bhatti mit Blick auf Auftragsbestand und Geschäftserwartung. Insgesamt zeigten sich die Unternehmen optimistisch, „dass die Abwärtsrisiken durch die Inflation und die globale Unsicherheit verschwinden und einen willkommenen Impuls für den derzeit gedämpften Privatsektor geben“.

Bei Chinas Dienstleistern hat sich zwar das Wachstum abgeschwächt − der PMI fiel um 0,5 auf 51,5 Punkte −, doch liegt der Caixin Composite PMI im November noch höher im expansiven Bereich: Er legte um 0,4 auf 52,3 Zähler zu.

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