US-Wahlkampf

Duell mit Harris stellt Trump vor neue Herausforderungen

Donald Trump sagt, ihm sei egal, wen die Demokraten gegen ihn ins Rennen schicken. Die selbstbewussten Worte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Republikanern nun die Nerven blank liegen.

Duell mit Harris stellt Trump vor neue Herausforderungen

Duell mit Harris stellt Trump vor neue Herausforderungen

Kandidat der Republikaner plötzlich in der Rolle des „Alten“ − Politische Inhalte geben Harris strategische Vorteile

det Washington

Donald Trumps Gegner ist jetzt nicht mehr ein schwächelnder alter Präsident mit beunruhigenden Gedächtnislücken. Der Republikaner wird nun in Kamala Harris einer dynamischen, 19 Jahre jüngeren Vizepräsidentin gegenüberstehen, die sich von seinen Attacken nicht beirren lässt. Dass sie und Trump sich während der kommenden Monate duellieren werden, steht nämlich fest. Harris hatte am Dienstag die Unterstützung von mehr als der Hälfte der demokratischen Delegierten. Damit ist ihre Nominierung bei dem Parteikonvent sichergestellt. 

Obwohl die Republikaner umdenken müssen, ist neben verschärften Angriffen von einer strategischen Anpassung bisher wenig zu spüren.  Sie behaupten nun, Harris habe längst gewusst, wie schlecht es um Präsident Joe Bidens Zustand bestellt ist, die Öffentlichkeit aber darüber belogen. Auch nimmt der republikanische Kurswechsel rassistische Züge an. Trumps Nummer Zwei, JD Vance, warnte vor einem „Bürgerkrieg“, sollte Harris gewinnen. Zudem meinten konservative Kongressmitglieder, sie habe nur deswegen eine Karriere als Staatsanwältin gemacht, weil sie als dunkelhäutige Frau von Quotenregelungen profitiert habe. 

Unterdessen kann die demonstrative Gelassenheit nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen, vor denen die Trump-Kampagne nun steht. Da Harris und Biden als gemeinsames Team angetreten waren, hat sie sofortigen Zugang zu seinen Wahlspenden. Diese wuchsen allein in den letzten 48 Stunden um fast 100 Mill. Dollar. Auch „erbt“ sie die Wahlhelfer, Berater und anderes Personal, die eine Wahlmaschinerie auf Touren bringen.  

Ebenso wichtig sind aber die politischen Inhalte. Obwohl sie ihm fast vier Jahre lang als loyale Stellvertreterin zur Seite gestanden hat, sind die politischen Positionen von Harris und Biden nicht alle deckungsgleich. Eine zentrale Rolle wird in dem Zusammenhang der hitzigen Debatte über Abtreibungsrechte zukommen, die sich für Trump als politische Hypothek erweisen könnte. Schließlich nimmt der Republikaner für sich in Anspruch, das Urteil „Roe gegen Wade“ gekippt zu haben, das 1973 Schwangerschaftsabbrüche legalisierte. Das wiederum verärgert selbst Republikanerinnen und könnte ihm bei Wechselwählern zum Verhängnis werden. 

Inhaltliche Vorteile

Harris hingegen ist eine konsequente Befürworterin des Rechts jeder Frau, über einen Schwangerschaftsabbruch frei entscheiden zu dürfen. Einen Vorteil hat sie gegenüber Trump auch in Bezug auf die Nahostpolitik. So hat sich Trump während des Gaza-Kriegs konsequent auf die Seite Israels gestellt. Harris hingegen bezieht eine differenzierte Position. Sie hat sich mehrfach für einen Waffenstillstand ausgesprochen und eine „humanitäre Lösung“ gefordert. 

Weitere Vorteile für die Demokratin kristallisierten sich am Tag nach Bidens Ausstieg heraus. So sagten mehrere Gewerkschaften, die Trump vorher umworben hatte, Harris ihre Unterstützung zu. Dasselbe gilt für Anhänger der ehemaligen republikanischen Kandidatin Nikki Haley. Dazu gesellen sich afroamerikanische Wähler und Vertreter anderer Minderheiten, bei denen sich die Republikaner ebenfalls Hoffnungen gemacht hatten. 

Die Probleme, die Trump haben könnte, spiegeln sich in den Wählerumfragen wider: Bereits am Dienstag lagen er und Harris in einem statistisch toten Rennen. Unterdessen ist zu erwarten, dass es in den kommenden Wochen und angesichts des bevorstehenden Parteikonvents der Demokraten Harris ist, die mit kräftigem Schwung in die Schlussphase des Wahlkampfs gehen wird.  

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