Euro-Konjunktur

Einzelhändler trotzen mieser Laune

Die rekordhohe Inflation und die Energiekrise verderben den Verbrauchern in der EU und im Euroraum immer noch die Stimmung. Die Einzelhändler haben im September dennoch mehr umgesetzt als im Monat zuvor.

Einzelhändler trotzen mieser Laune

ba Frankfurt

Die Einzelhändler im Euroraum haben im September ihre Umsätze so kräftig gesteigert wie lange nicht mehr – obwohl die Verbraucher so schlecht gelaunt sind wie noch nie. Laut Eurostat legten die Erlöse saisonbereinigt um 0,4% im Monatsvergleich zu (siehe Grafik). Ökonomen hatten ein Plus in genau dieser Größenordnung erwartet. Allerdings revidierten die Luxemburger Statistiker das August-Ergebnis nach oben: Statt eines Minus von 0,3% meldeten sie nun eine Stagnation. Im Jahresvergleich sank das Absatzvolumen um 0,6%, nach revidiert −1,4 (zuvor: −2,0)%.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für die Europäische Union als Ganzes: Der Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 0,4% im Monatsvergleich folgte einer Stagnation – allerdings wurde hier die Entwicklung im August um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert. Gegenüber September des Vorjahres sanken die Erlöse um 0,3%. Die Jahresrate für August wurde von −1,3% auf −0,9% revidiert.

Am stärksten legte sowohl im Euroraum als auch in der EU das Absatzvolumen im Nichtnahrungsmittelsektor zu: Eurostat vermeldet jeweils ein Plus von 1,0% im Monatsvergleich. Im Euroraum wurden mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren 0,4% mehr umgesetzt, während die Erlöse bei Motorenkraftstoffen um 0,6% zurückgingen. In der EU stiegen die Umsätze mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren um 0,3%, bei Motorenkraftstoffen um 0,%.

Unter den Mitgliedstaaten des gemeinsamen Währungsraums zeigt sich weiterhin eine große Bandbreite: So wurden laut Eurostat die höchsten monatlichen Anstiege des Absatzvolumens im Einzelhandel in Österreich (3,9%) und Malta (1,7%) registriert. Die stärksten Rückgänge verzeichneten hingegen Slowenien (−3,7%) sowie Irland und Portugal (jeweils −2,0%).

Im September war das von der EU-Kommission gemessene Verbrauchervertrauen im Euroraum vor allem wegen der schwachen Einkommenserwartung noch auf ein Rekordtief gefallen. Der Vertrauensindikator der Einzelhändler hatte infolgedessen seine Gewinne des Vormonats wieder abgegeben. Für etwas Hoffnung sorgen dürfte daher, dass sich die Konsumenten im Oktober trotz der weiter steigenden Inflation und der zunehmenden Rezessionssorgen unerwartet etwas zuversichtlicher zeigten.

Die hohen Verbraucherpreise zehren an der Kaufkraft der Verbraucher, die sich zudem aus Sorge um Energiepreise und -versorgungssicherheit bei Einkäufen nicht mehr ganz so spendabel zeigen. Laut Eurostat liegt die Jahresteuerungsrate aktuell bei 10,7%. Damit ist sie erstmals seit Bestehen des gemeinsamen Währungsraums zweistellig. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die rekordhohe Inflation bereits die Leitzinsen in drei Schritten kräftig erhöht. Umstritten ist, wie lange sie diesen Kurs angesichts der Rezessionssorgen beibehalten wird.

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