Inflation

Erzeugerpreise in China steigen stark

Chinas jüngste Inflationsdaten bringen eine negative Überraschung mit sich. Der Auftrieb bei den Erzeugerpreisen hat sich unerwartet kräftig erhöht. So ist der Produzentenpreisindex im März um 4,4% gegenüber dem Vorjahresmonat geklettert, während...

Erzeugerpreise in China steigen stark

nh Schanghai

Chinas jüngste Inflationsdaten bringen eine negative Überraschung mit sich. Der Auftrieb bei den Erzeugerpreisen hat sich unerwartet kräftig erhöht. So ist der Produzentenpreisindex im März um 4,4% gegenüber dem Vorjahresmonat geklettert, während er im Februar noch bei relativ moderaten 1,7% verharrte. Zwar hatten Analysten mit einem Zuwachs um gut 3% gerechnet, allerdings fiel der Preissprung nun doch überraschend deutlich aus. An der Börse Schanghai reagierten die Anleger etwas verunsichert auf die neuen Inflationsdaten und ließen den Blue-Chip-Index CSI 300 in Re­aktion auf die aktuellen Zahlen um 1,3% einkürzen.

Zahme Verbraucherpreise

Chinas Erzeugerpreisindex hatte mehr als ein Jahr lang im negativen Bereich verharrt, begann aber ab Herbst 2020 im Zuge einer deutlichen Erholungsbewegung der chinesischen Konjunktur und besonders kräftiger Wachstumsschritte im Industriesektor immer kräftiger nach oben zu tendieren. Zuletzt hatten die steigenden Produzentenpreise vor allem den Kostenauftrieb bei Inputfaktoren wie Erdöl, Kupfer und auch Agrarprodukten reflektiert. Die Entwicklung scheint mittlerweile auch Chinas Wirtschaftslenkern in Peking gegen den Strich zu gehen.

Zuletzt hatte Vizepremierminister Liu He, der gleichzeitig auch den chinesischen Finanzstabilitätsrat an­führt, vor der Entwicklung an der Rohstoffpreisfront gewarnt. Demgegenüber nimmt sich die Entwicklung bei den chinesischen Verbraucherpreisen mit einem Anstieg um 0,4% äußerst zahm aus. Dies wiederum spiegelt eine noch immer nicht vollends von Coronaeffekten erholte Konsumkonjunktur wider.

In den beiden Vormonaten war Chinas Verbraucherpreisindex erstmals seit Jahren sogar wieder unter die Nulllinie gegangen. Auch im März sind die Lebensmittelpreise mit einem Rückgang um 0,7% gegenüber Vorjahresmonat weiter auf Deflationskurs geblieben. Die um Lebensmittel und Energiepreise bereinigte Kerninflationsrate hielt sich bei 0,3%.

China-Ökonomen bei der Commerzbank sehen im neuen Inflationsausweis ein geeignetes Beispiel für eine wenig gleichgewichtige Erstarkung der chinesischen Konjunktur im Nachgang zum Coronaschock des vergangenen Frühjahres. Während das verarbeitende Gewerbe ähnlich wie in Deutschland (siehe Text auf dieser Seite) auf außergewöhnlich hohen Touren läuft und der bestimmende Wachstumstreiber ist, steht der Dienstleistungssektor noch immer vor einigen Hürden. So rechnen die Experten auch damit, dass die Erzeugerpreisinflation in den kommen Monaten weiter an Fahrt gewinnen wird und dabei auf Werte über 7% gehen dürfte.