Erzeugerpreise nagen am Kalkül der Notenbanken
Erzeugerpreise lassen Notenbanken rätseln
Auf Produzentenebene steigen die Preise schon wieder
lz Frankfurt
Der Rückgang der Erzeugerpreise, eine wichtige Einflussgröße für die Gesamtteuerung, hat sich im Juni weiter abgeschwächt. Im Jahresvergleich sanken die Produzentenpreise zwar um 1,6%, wie Destatis mitteilte. Im Vormonat Mai hatte der Rückgang aber noch 2,2% betragen, und im April 3,3%.
Blickt man zudem auf den Monatsvergleich, um die Entwicklung am aktuellen Datenrand besser fassen zu können, ist hier die Preiswende längst vollzogen: Die Erzeugerpreise steigen wieder, und zwar um 0,2%; breits im März und April haben sie um diesen Wert zugelegt. Und rechnet man die fallenden Energiepreise heraus, die im Juni um 5,9% günstiger wurden, liegt der Anstieg inzwischen sogar bei 0,3%.
Ein geopolitischer Schock oder eine Lieferstörung bei Energiegütern könnte die Energiepreise insofern wieder nach oben katapultieren, was insgesamt wieder für eine Preisbewegung nach oben sorgen, und damit auch das Kalkül der Notenbanken über den Haufen werfen würde mit Blick auf Zinssenkungen zum Ende des Sommers.
Denn die Erzeugerpreise zeigen zwar nur die Preisentwicklung auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Sie wirken sich damit aber auch auf die Verbraucherpreise insgesamt aus, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Weil sich die allgemeine Teuerung tendenziell abgeschwächt hat, hatte die Notenbank im Juni eine erste Lockerung ihrer Geldpolitik vorgenommen, die Leitzinsen bei der jüngsten Zinsentscheidung am Donnerstag aber unverändert belassen.
Im Jahr 2022 waren die Erzeugerpreise infolge des Ukraine-Kriegs zeitweise um fast 40% gestiegen, danach setzte eine scharfe Gegenbewegung ein.