IKB-Umfrage

Es wird zu wenig in Deutschland investiert

Trotz aller Kritik wollen die Mittelständler dem Standort Deutschland treu bleiben, zeigt eine IKB-Umfrage. Hauptproblem sind die zu geringen Investitionen.

Es wird zu wenig in Deutschland investiert

Es wird zu wenig
in Deutschland investiert

IKB erwartet weitere Spezialisierungswelle

ba Frankfurt

Trotz aller Kritik bleibt der Standort Deutschland laut einer IKB-Umfrage weiter ein wichtiger Bestandteil der Wertschöpfungsketten der Unternehmen. Allerdings deuten aktuelle Stimmungsindikatoren und Rahmenbedingungen auf eine weitere Spezialisierungswelle hin, die durchaus eine Abwanderung des gehobenen Mittelstands, also global agierender Firmen mit guten Bonitäten, bedeuten könnte. Maßgeblich dafür sei die Investitionsbereitschaft hierzulande, aber auch Forschung und Entwicklung. Die branchenübergreifende IKB-Umfrage unter 350 Unternehmen bestätigt zunehmende Abwanderungstendenzen und macht akuten politischen Handlungsbedarf aus.

Deindustrialisierung droht

Den seit vielen Jahren erkennbaren Kapitalabfluss aus Deutschland erklärt die IKB als notwendige Entwicklung aus Unternehmersicht, um globale Wachstumsmärkte zu erschließen. Problematisch sei daher nicht der Kapitalabfluss per se, sondern die schwachen Direktinvestitionen hierzulande und vor allem die grundsätzlich geringe inländische Investitionsquote. „Gerade vor dem Hintergrund ambitionierter Klimaziele für die deutsche Industrie besteht die Gefahr, dass die Bedeutung der Industrie sinkt und damit eine Deindustrialisierung stattfindet“, mahnt IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht. Die Reduktion des CO2-Ausstoßes etwa werde vor allem durch Abwanderung und nicht durch Transformation des Produktionsprozesses hin zur Klimaneutralität bestimmt.

Lohnend nur für sehr hohe Wertschöpfungsstufen

80% der befragten Industrieunternehmen stimmen voll oder teilweise der Aussage zu, dass geplante Investitionen vor allem im Ausland stattfinden – wobei ein Großteil derzeit nur teils zustimmt. Die schlechte Unternehmensstimmung, die aktuell zusätzlich durch die konjunkturelle Lage belastet wird, lässt Bauknecht zufolge vermuten, dass dieser Anteil zugunsten derer, die voll zustimmen, nachlassen wird. Bestenfalls führe diese Entwicklung lediglich zu einer fehlenden Wachstumsdynamik, im schlimmsten Fall zu absoluten Rückgängen der Wertschöpfung durch Abwanderung. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen – Beispiele sind die hohen Energiekosten und der Fachkräftemangel – rentiere sich eine Investition am Standort Deutschland nur für sehr hohe Wertschöpfungsstufen in der Produktionskette. Daher sei mit einer weiteren Spezialisierungswelle hin zu einer höheren Wertschöpfung zu rechnen.

Nur geringes Potenzialwachstum

Wegen des vergleichsweise niedrigen Potenzialwachstums werde hohes Gewinnwachstum vor allem im Ausland zu erwirtschaften sein. Daher seien die Investitionsgelegenheiten in Deutschland ebenfalls geringer. Entscheidend, so Bauknecht, seien aber nicht Kapitalbewegungen, sondern physische Investitionen am Standort Deutschland. Diese müssten ausgeweitet werden, denn „schließlich findet die Transformation nicht durch Übernahmen und damit finanzielle Transaktionen statt, sondern durch den physischen Ersatz des alten Kapitalstocks“.

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