Konjunktur

Euro-Erzeugerpreise mit Rekordanstieg

Nach dem Sprung der Euro-Inflationsrate auf 3,0% im August verstärkt ein Rekordanstieg bei den Erzeugerpreisen im Juli Befürchtungen, dass der Inflationsanstieg dau­erhafter ausfallen könnte als bislang erwartet – auch von der EZB.

Euro-Erzeugerpreise mit Rekordanstieg

ms Frankfurt

Nach dem Aufsehen erregenden Sprung der Euro-Inflationsrate auf 3,0% im August verstärkt ein Rekordanstieg bei den Erzeugerpreisen im Juli Erwartungen, dass die Teuerung weiter anziehen wird – und zugleich nährt er Befürchtungen, dass der Inflationsanstieg sogar dau­erhafter ausfällen könnte als bislang von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Das dürfte auch die Debatte bei der wegweisenden Zinssitzung des EZB-Rats am nächsten Donnerstag zusätzlich anheizen. Schon jetzt zeichnen sich hitzige Diskussionen ab.

Der EZB-Rat tagt nächsten Donnerstag und dann dürfte es insbesondere um die Zukunft des 1,85 Bill. Euro umfassenden Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP gehen. In den vergangenen Tagen haben sich die „Falken“ und „Tauben“, also die Verfechter einer eher strafferen und einer eher lockeren Geldpolitik, bereits ein Fernduell geliefert (vgl. BZ vom 1. und 2. September). Neue Brisanz hatte die Diskussion durch den erneut unerwartet starken Sprung der Inflation im August von 2,2% auf 3,0% erhalten – der höchste Stand seit einem Jahrzehnt.

Am Donnerstag nun wurde bekannt, dass die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte in der Eurozone im Juli in Rekordtempo gestiegen sind. Sie legten um 12,1% zum Vorjahresmonat zu, wie Eurostat mitteilte. Das ist das größte Plus seit Beginn der Zeitreihe 1996. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur 11,0% erwartet – nach einem Plus von 10,2% im Juni. Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation.

Es ist insbesondere dieser zunehmende Druck auf den den Verbraucherpreisen vorgelagerten Stufen, der immer stärker Zweifel daran aufkommen lässt, dass es sich bei dem aktuellen Inflationsanstieg um ein rein temporäres Phänomen handelt. Diese Sichtweise vertritt bislang der EZB-Rat mehrheitlich, weswegen er keine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik ins Auge fasst.

Zuletzt haben sich aber vor allem die „Falken“ im EZB-Rat lautstark zu Wort gemeldet und insbesondere dafür plädiert, das zuletzt erhöhte Kauftempo bei PEPP ab dem vierten Quartal wieder zu drosseln und PEPP zeitig zu beenden. Derzeit ist es bis März 2022 angesetzt. Die „Tauben“ aber mahnen zur Vorsicht.

Lagarde meldet sich zu Wort

EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte in einem am Mittwochabend veröffentlichten Interview in der „Times“, dass die Eurozone angesichts der Erholung nach den massiven Konjunkturhilfen nun voraussichtlich nur noch zielgerichtete Unterstützung brauche. Aus ihrer Sicht sind jetzt eher chirurgisch genaue Maßnahmen erforderlich. „Es ist nicht länger eine Frage der massiven Unterstützung, es wird eine Frage der fokussierten, zielgerichteten Unterstützung in denjenigen Sektoren sein, die schwer getroffen worden sind,“ sagte Lagarde. Einige Beobachter werteten das auch als Signal in Richtung Geldpolitik. Das lasse Raum für eine Drosselung der PEPP-Käufe nächste Woche, so etwa die Analysten der LBBW.