Euro-Wirtschaft hält im Frühjahr Tempo
Euro-Wirtschaft hält im Frühjahr das Tempo
BIP legt 0,3 Prozent zu – Erwerbstätigkeit steigt langsamer – Wirtschaftsministerium verhalten zuversichtlich für Deutschland
ba Frankfurt
Die Wirtschaft im Euroraum hat im Frühjahr das Wachstumstempo gehalten. Die Zahl der Erwerbstätigen hat allerdings etwas langsamer zugelegt als noch zu Jahresbeginn.
Laut des Statistikamts Eurostat hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 20 Ländern des gemeinsamen Währungsraums um 0,3% im Quartalsvergleich zugelegt. Die Statistiker bestätigten damit wie von Ökonomen erwartet ihre erste Schätzung. Bereits im Winter war das BIP um 0,3% geklettert. Für den Jahresvergleich meldet Eurostat ein BIP-Wachstum von 0,6%. In den ersten drei Monaten lag die Jahresrate noch bei 0,5%. Damit hinkt der Euroraum dem Wachstum in den USA hinterher, wie Eurostat in der Pressemitteilung hervorhebt. Denn im Verlauf des zweiten Quartals hat sich das Wachstum des US-BIPs im Quartalsvergleich deutlich beschleunigt. In den drei Monaten bis Juni stieg das BIP um 0,7%, in den drei Monaten zuvor waren es +0,4%. Im Jahresvergleich zog das Wachstum von 2,9% zu Jahresbeginn auf 3,1% an.
Schmaler Dynamikverlust
Bei der Zahl der Erwerbstätigen meldet Eurostat allerdings einen schmalen Dynamikverlust im Quartalsvergleich. So stieg die Erwerbstätigkeit im zweiten Quartal um 0,2%. Zu Jahresbeginn hatte die Erwerbstätigkeit noch um 0,3% zugelegt. Gegenüber dem entsprechenden Quartal des Vorjahres stieg die Erwerbstätigkeit im Frühjahr um 0,8% nach +1,0% im ersten Quartal.
Unter den Euro-Ländern zeigten Irland (1,2%), die Niederlande (1,0%) und Litauen (0,9%) das stärkste Wachstum. Lettlands Wirtschaft hingegen hält mit –1,1% die rote Laterne. Unter den Euro-Schwergewichten sticht das Urlaubsland Spanien hervor, das mit 0,8% das Wachstumstempo vom Jahresbeginn hält. Auch Frankreichs Wirtschaft hielt die Dynamik, allerdings nur mit 0,3%. In Italien schwächte sich die Wachstumsdynamik von 0,3% im Winter auf 0,2% im zweiten Quartal ab.
Bremsklotz Deutschland
Deutschland, die größte Euro-Volkswirtschaft, erwies sich als Bremsklotz. Das BIP schrumpfte um 0,1%. „Damit verläuft die Erholung schwächer als zu Jahresbeginn allgemein erwartet“, schreibt dazu das Bundeswirtschaftsministerium im Monatsbericht August. Während die stark exportorientierte Industrieproduktion und das Baugewerbe – als Gegenreaktion zur witterungsbedingten Sonderentwicklung im ersten Quartal – das Wachstum gedämpft haben, zeigten die Dienstleister noch eine positive Tendenz. „Die Dichotomie der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung deutet auch auf tieferliegende Strukturprobleme hin“, betonte das Ministerium. So habe sich die Industrieproduktion nach der Coronakrise nicht wieder richtig erholt. Die Kapazitätsauslastung liegt mit zuletzt 77,5% um 6 Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittelwert.
Trotz eingetrübter Stimmungsindikatoren glaubt das Ministerium aber an einen vom privaten Konsum getragenen wirtschaftlichen Aufschwung hierzulande. „Die grundsätzlichen Ausgangsbedingungen für eine binnenwirtschaftlich getragene Belebung in der zweiten Jahreshälfte sind nach wie vor gegeben.“ Allerdings seien die Risiken gestiegen, hinzu kämen neue Gefahren aus geopolitischen Entwicklungen, ungünstigeren internationalen Konjunkturdaten und den stark schwankenden Finanzmärkten: „Eine breitere konjunkturelle Belebung scheint damit vorerst nicht in Sicht zu sein.“