Konjunktur

Euro-Wirtschaft ist guter Dinge

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im September überraschend verbessert. Die monatliche Umfrage der EU-Kommission zeugt von einer guten Beschäftigungssituation – allerdings auch von einem anhaltend hohen Preisdruck.

Euro-Wirtschaft ist guter Dinge

ba Frankfurt

Die Wirtschaft im Euroraum liegt zum Ende des dritten Quartals klar auf Wachstumskurs. Neuester Beleg ist der von der EU-Kommission­ erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI), der im September überraschend um 0,2 auf 117,8 Punkte zugelegt hat. Ökonomen hatten einen weiteren Rückgang der Wirtschaftsstimmung auf 116,9 Zähler erwartet. Im Juli hatte der Indikator, der seit 1985 die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte abbildet, sein Allzeithoch mit 119,0 Punkten markiert. Da der ESI damit ein neues Allzeithoch beim Quartalsdurchschnitt erreicht hat, hält Deka-Volkswirt Christian Melzer an seiner Prognose von 2% für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal fest. Im zweiten Quartal waren es +2,2%.

Dass der Indikator der Beschäftigungserwartungen, der Employment Expectations Indicator (EEI), um 0,8 auf 113,6 Zähler kletterte, gilt ING-Ökonom Peter Vanden Houte auch als Bestätigung der verbesserten Einkommenserwartung der Konsumenten. So stieg das Verbrauchervertrauen im September mit 1,3 Punkten stark an. Am kräftigsten erholte sich die Stimmung allerdings in der Baubranche (+2,0), die – ebenso wie die Industrie – unter Preissteigerungen und Materialengpässen leidet. Und auch der Indikator der Industrie legte den Produktionswidrigkeiten zum Trotz zu (+0,2). Eingetrübt hat sich hingegen die Laune im Handel und bei den Dienstleistern. Die Wirtschaftsstimmung entwickelte sich auch in den größten Euro-Volkswirtschaften uneinheitlich. So stieg der ESI in Spanien (+1,7 Punkte), Deutschland (+0,8) und den Niederlanden (+0,6), während er in Frankreich (–1,3) und Italien (–0,9) sank.

Die monatliche Umfrage der EU-Kommission­ ergab einen anhaltend hohen Preisdruck. Die Verkaufspreiserwartungen im verarbeitenden Gewerbe kletterten auf ein neues Allzeithoch, während sie in den anderen Sektoren in der Nähe von Rekordhöhen liegen. Da der Preisdruck nun zunehmend auf die Verkaufspreise durchschlage, dürften die Falken in der Europäischen Zentralbank (EZB) beunruhigt sein, sagte Vanden Houte. Denn die sich daraus ergebenden Zweitrundeneffekte könnten die Inflation noch länger etwas höher halten. Ökonomen erwarten, dass die Jahresinflationsrate im September auf 3,3% geklettert ist und damit das EZB-Preisziel von 2% übersteigt. Das Statistikamt Eurostat berichtet am Freitag über die Preisdaten.

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