Konjunktur

Euro-Wirtschaft tritt auf der Stelle

Stagnation statt Mini-Wachstum: Die Euro-Wirtschaft hat 2024 schwächer als erwartet beendet. Vor allem die beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich haben das Ergebnis nach unten gezogen. Das deutsche BIP ist sogar noch stärker geschrumpft als avisiert.

Euro-Wirtschaft tritt auf der Stelle

Euroraum tritt auf der Stelle

BIP stagniert – Deutschland bremst – Spanien bleibt auf dem Gaspedal

Stagnation statt Mini-Wachstum: Die Euro-Wirtschaft hat das Jahr 2024 schwächer als erwartet beendet. Vor allem die beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich haben das Ergebnis nach unten gezogen. Das deutsche BIP ist sogar noch stärker geschrumpft als die Erstschätzung erwarten ließ.

ba Frankfurt

Die Euro-Wirtschaft ist zum Jahresende überraschend auf die Bremse getreten. Auch wegen der anhaltenden Wachstumsschwäche Deutschlands stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal. Ökonomen hatten zwar erwartet, dass das im Sommer gezeigte Wachstumstempo von 0,4% in den Monaten September bis Dezember nicht gehalten werden kann. Mit 0,1% hatten sie allerdings noch ein Mini-Wachstum prognostiziert. Für das Gesamtjahr meldet das Statistikamt Eurostat ein Plus von 0,7%.

Im laufenden Jahr aber dürfte das Wachstum wieder anziehen und 2026 dann wieder kräftiger Fahrt aufnehmen. Der unerwartet deutliche Anstieg des Einkaufsmanagerindex im Januar verheißt zumindest einen guten Start. Und die erneute Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte auf 2,75% sowie die erwarteten weiteren Lockerungsschritte dürften für günstigere Finanzierungskonditionen sorgen und in Verbindung mit steigenden Realeinkommen Konsum und Investitionen auf die Sprünge helfen. Die EU-Kommission erwartet für 2025 ein Wachstum von 1,3%, das sich 2026 auf 1,6% beschleunigen sollte.

Deutschland bremst

Unter den Euro-Ländern geht die Wachstumsschere weit auseinander. Vor allem die beiden größten Volkswirtschaften bremsten: In Deutschland schrumpfte das BIP zum Jahresende um 0,2% und damit doppelt so kräftig wie vom Statistikamt Destatis zunächst mit –0,1% avisiert. Dabei brachten die privaten und staatlichen Konsumausgaben positive Impulse, wohingegen die Exporte „deutlich niedriger als im Vorquartal“ ausfielen, wie die Destatis erklärte. „Damit beendete die deutsche Wirtschaft das von konjunkturellen wie strukturellen Herausforderungen geprägte Jahr 2024 im Minus“, sagten die Statistiker. Für das Gesamtjahr bestätigte Destatis die Erstschätzung eines preis-, saison- und kalenderbereinigten BIP-Rückgangs um 0,2%. Deutschland wird Hemmschuh der Euro-Wirtschaft bleiben: „Ab dem Frühjahr zeichnet sich allenfalls eine blutleere Aufwärtsbewegung ab. Die tiefe Strukturkrise in der Industrie und Trumps Zolldrohungen ziehen alles nach unten.“, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Für die Nummer zwei der Euro-Schwergewichte, Frankreich, wird ein Minus von 0,1% gemeldet. Dies liegt allerdings auch an den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen in Paris, die im dritten Quartal für zusätzlichen Schub gesorgt hatten. Im Gesamtjahr ergibt sich dem Statistikamt Insee zufolge ein Zuwachs von 1,1%, womit Frankreich das Wachstumstempo von 2023 gehalten hat. Während hier der staatliche und private Konsum ebenso wie die Exporte einen positiven Beitrag geleistet haben, belasteten die Investitionen. Als zuverlässige Wachstumstreiber erwiesen sich erneut Spanien und Portugal, die vom Tourismusboom profitierten.

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