Konjunktur

Euro-Wirtschaft zwischen Hoffen und Bangen

Die Euro-Wirtschaft ist mit Schwung aus der Corona-Rezession gekommen – allerdings nehmen die Sorgen über den weiteren Konjunkturverlauf zu. Die Blicke richten sich da immer mehr auch auf die EZB.

Euro-Wirtschaft zwischen Hoffen und Bangen

ms Frankfurt

Die Euro-Wirtschaft ist mit Schwung aus der Corona-Rezession gekommen – allerdings nehmen die Sorgen über den weiteren Konjunkturverlauf zu. Grund dafür sind insbesondere die wieder steigenden Infektionszahlen und Diskussionen über neue Gegenmaßnahmen bis hin zu Lockdowns sowie die Engpässe bei vielen Rohstoffen und Vorleistungsgütern. Diese Unsicherheit dürfte auch die Europäische Zentralbank (EZB) darin bestärken, vorerst an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festzuhalten – wenngleich unter den Euro-Hütern das Ringen um den weiteren Kurs zunimmt.

Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 2,0% gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat am Dienstag mit. Damit wurde eine erste Schätzung für den Zeitraum April bis Juni bestätigt. Gegenüber dem Vorjahresquartal lag das Plus nun bei 13,6% – minimal weniger als die zuerst gemeldeten 13,7%. Unter den großen Volkswirtschaften legen Italien und Spanien mit 2,7% und 2,8% kräftig zu. In Deutschland lag das Plus bei 1,5%. Die Niederlande wuchsen dagegen um 3,1%, wie am Dienstag bekannt wurde – fast doppelt so stark wie erwartet. Im Winterhalbjahr war die Euro-Wirtschaft zwei Quartale in Folge geschrumpft.

Für das dritte Quartal erwarten viele Volkswirte noch einmal ein höheres Wachstum. Allerdings nehmen die Sorgen zu, dass die Erholung an Dynamik einbüßt. „Die aktuell gute Lage in der europäischen Wirtschaft darf nicht über drohende Konjunkturrisiken hinwegtäuschen. Die globale vierte Coronawelle und anhaltende Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten drohen die intakte wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr zu gefährden“, sagte am Dienstag der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang: „Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft wäre es gefährlich, in eine weitere Infektionswelle hineinzulaufen.“ Hinzu kommt noch, dass die globale Konjunktur den Wachstumszenit überschritten zu haben scheint.

Lieferengpässe bremsen längst auch die deutsche Metall- und Elektroindustrie. Ihr Ausstoß sank laut Arbeitgeberverband Gesamtmetall im Frühjahr um 1,5% zum Vorquartal. „Damit ist die Erholung der M+E-Industrie vorerst ins Stocken geraten“, hieß es. Während die weltweite Nachfrage nach M+E-Produkten weiter spürbar zulege, bremsten fehlende Teile und Materialmangel die Produktion aus. Es fehle an Halbleitern, Stahl und Kunststoffen.

Angesichts des unsicheren Konjunkturausblicks hält auch die EZB bislang an ihrer lockeren Geldpolitik mit Null- und Negativzinsen sowie billionenschweren Anleihekaufprogrammen fest. Bei der Sitzung im September dürfte es aber heftige Diskussionen insbesondere über das Co­rona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP geben. Die Hardliner („Falken“) dringen auf ein rasches Auslaufen. Die „Tauben“ mahnen zur Vorsicht und reden teils gar von einer Ausweitung des Stimulus.