Europa droht höhere Inflation
Europa droht nächster Inflationsschub
Trumps Zollpolitik könnte Preisdruck erhöhen
mpi Frankfurt
Die kolportierten Pläne des kommenden US-Präsidenten Donald Trump zur Außenhandelspolitik seines Landes könnten weltweit einen Inflationsschub auslösen. Hauptgrund dafür ist das Vorhaben des Republikaners, Importzölle insbesondere gegenüber China einzuführen. Im Raum stehen Zollsätze von 60% auf chinesische Waren und 10 bis 20% auf Einfuhren aus anderen Ländern. Sollte Trump dies so umsetzen, könnte dies nach Berechnungen der Commerzbank die US-Inflation auf Sicht von zwölf Monaten nach Einführung der Zölle um zwei Prozentpunkte erhöhen.
Stärkerer Dollar
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, rechnet jedoch damit, dass die Zollsätze letztlich niedriger ausfallen werden. Daher hält er es für realistischer, dass die Inflationsrate in den USA um einen Prozentpunkt steigen wird. Auch für Europa erwarten viele Ökonomen einen Preisschub durch die Handelspolitik von Trump.
Höhere US-Zölle stärken den Dollar im Vergleich zum Euro, was inflationstreibend wirkt. Außerdem könnte die EU in Reaktion auf US-Zölle ihrerseits welche auf Importe aus den USA erheben. Das würde ebenfalls die Inflation erhöhen. „In der Summe könnte die Inflation im Euroraum und in Deutschland im Jahr 2026 um bis zu einem halben Prozentpunkt höher ausfallen“, meint Krämer.
EZB-Vizepräsident warnt vor einem „Teufelskreis“
Auch ING-Ökonom Bert Colijn rechnet mit einer höheren Inflation im Euroraum durch den Wahlsieg Trumps. Insbesondere auf die Preisentwicklung für Energie werde sich der stärkere Dollar auswirken, da der Handel in diesem Bereich in der Regel in Dollar abgewickelt werde.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos äußerte sich am Mittwoch auf einer Konferenz in London ebenfalls zu der Thematik. „Wenn man Zölle einführt, muss man bedenken, dass die andere Partei reagieren und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen wird“, sagte er. „Das könnte einen Teufelskreis aus Inflation und Zöllen auslösen, was das schlimmstmögliche Ergebnis und die schlimmstmögliche Folge sein könnte.“ Er hoffe darauf, dass Trump von seinen Zollplänen noch abweiche.
Geringere Nachfrage
Doch es gibt auch Effekte einer protektionistischen Handelspolitik unter Trump, die mittelfristig den Inflationsdruck in der Eurozone senken könnten. So erwarten Ökonomen im Falle höherer Zölle ein niedrigeres Wirtschaftswachstum in Europa, da die Nachfrage der USA nach europäischen Produkten durch die Verteuerung sinkt. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts könnten die deutschen Exporte in die USA um 15% sinken. Auch im Außenhandel mit China könnte es zu einem Rückgang um 10% kommen, da chinesische Unternehmen durch die geringeren Exporte in die USA eine niedrigere Nachfrage nach deutschen Produkten hätten. Weniger Wirtschaftswachstum senkt für Unternehmen den Spielraum für Preiserhöhungen.
Einige Volkswirte können sich daher vorstellen, dass die Inflation im Euroraum nach einem Schub mittelfristig durch die Handelspolitik Trumps sogar niedriger ausfällt, als es bei einem Wahlsieg von Kamala Harris der Fall gewesen wäre. Die Mehrheit erwartet jedoch, dass die inflationstreibenden Effekte die inflationshemmenden überwiegen werden.
Erzeugerpreise fallen deutlicher
Die Entwicklung der Erzeugerpreise im Euroraum deutet derweil darauf hin, dass der Preisdruck nachlassen könnte. So hat sich der Rückgang im September weiter verstärkt. Wie Eurostat am Mittwoch mitteilte, verlangten die Unternehmen 3,4% weniger als noch vor einem Jahr. Im August waren die Preise nur um 2,3% gesunken. Die Erzeugerpreise sind ein Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, da Unternehmen niedrigere oder höhere Produktionskosten oft zeitverzögert zumindest teilweise an ihre Kunden weiterreichen.