Außenhandel

Exporteure starten Jahres­endspurt

Die deutschen Exporte haben trotz anhaltender Logistikprobleme so kräftig zugelegt wie zuletzt Mitte 2020. Verbände warnen allerdings vor zu großer Euphorie, denn der Welthandel ist im Abwärtstrend. Immerhin rollen wieder mehr Lkw.

Exporteure starten Jahres­endspurt

ba Frankfurt

Der Oktober hat in der deutschen Exportwirtschaft für etwas Entspannung gesorgt. Trotz der anhaltenden Logistikprobleme haben die Ausfuhren so stark zugelegt wie seit über einem Jahr nicht mehr. Zudem hat auch der Güterverkehr wieder zugenommen – eine Trendwende ist bei den Lieferkettenspannungen allerdings weiter nicht in Sicht.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) sind die Ausfuhren im Oktober kalender- und saisonbereinigt um 4,1% im Monatsvergleich gestiegen. Kräftiger stiegen die Exporte zuletzt im Juli 2020. Ökonomen hatten nach den Rückgängen um 0,7% im September und 0,8% im August lediglich ein Plus von 0,9% erwartet. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier mahnte allerdings, dass das Exportplus „nur auf den ersten Blick sehr erfreulich“ sei. Ein Großteil des Anstiegs gehe auf importierte Kostensteigerungen bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen zurück, die die Exporteure an ihre ausländischen Kunden weitergäben. Auch deuteten die zuletzt sichtlich gesunkenen Industrieaufträge aus dem außereuropäischen Ausland an, dass die Luft im internationalen Geschäft dünner wird, – vor allem wegen der nachlassenden Konjunktur in China.

BDI senkt Prognose

Auch BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang zeigte sich vorsichtig: Die Exporteure „konnten sich nicht vom Abwärtstrend im Welthandel abkoppeln“. Der Industrieverband erwartet für 2021 daher nur mehr einen Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen um real 8%, zuvor waren es 8,5%. Der Wachstumsbeitrag aus Ex- und Importen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) reduziere sich von 1,2 auf 0,8 Prozentpunkte, hieß es weiter. Im Oktober waren die Importe um 5,0% im Monatsvergleich gestiegen.

„Trotz aller Widrigkeiten ist der deutsche Außenhandel endlich wieder zurück auf Vorkrisenniveau“, betonte hingegen Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. Laut Destatis lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt 3,8% und die Importe 13,5% höher als im Februar 2020. „Die strukturellen Herausforderungen für die Unternehmen bleiben aber bestehen“, mahnte Jandura. Das Chaos in der Logistik halte voraussichtlich noch einige Monate an.

Zuletzt hat der Lkw-Verkehr wieder zugelegt (siehe Grafik), nachdem der Maut-Index mit der Verschärfung der Engpässe deutlich nachgeben hatte. Im November waren 1,3% mehr Lkw auf deutschen Autobahnen unterwegs als im Vormonat und 3,2% mehr als vor der Krise, gemessen am Durchschnitt März 2019 bis Februar 2020. Die Lkw-Fahrleistung hängt eng mit der Industrieproduktion zusammen und gibt daher frühe Hinweise zur Konjunktur. Seit langem sitzt die hiesige Industrie zwar auf proppevollen Auftragsbüchern, mangels Material kommt sie aber mit der Produktion nicht hinterher. Mittlerweile legen die Aufträge nicht mehr ganz so kräftig zu.

Insgesamt setzten die Exporteure im Oktober Waren im Wert von 121,3 Mrd. Euro ab. Im Vorjahresvergleich ist das ein Plus von 8,1%. Dabei kletterten die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 11,4% auf 11 Mrd. Euro, während die Ausfuhren­ nach China um 8,5% auf 9,4 Mrd. Euro zulegten. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte 11,6% auf 66,7 Mrd. Euro zu. Die Außenhandelsbilanz wies einen Positivsaldo von 12,8 Mrd. Euro auf.

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