Zinserhöhungen

EZB-Direktorin Schnabel gegen langsamere Gangart

EZB-Direktorin Isabel Schnabel kontert Rufe nach schwächeren Zinserhöhungen. Das Sitzungsprotokoll legt einhellige Besorgnis über die Inflation offen – und für manche Beobachter auch mehr.

EZB-Direktorin Schnabel gegen langsamere Gangart

rec Frankfurt

EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht derzeit kaum Spielraum für schwächere Zinserhöhungen. Das sagte sie auf einer Veranstaltung in London. Die Deutsche kontert damit Rufe aus dem EZB-Rat, die Europäische Zentralbank sollte bei ihren Zinserhöhungen ein langsameres Tempo anschlagen.

Angesichts zweistelliger Teuerungsraten sind die Euro-Notenbanker einhellig über die Inflation besorgt. Das belegt das Protokoll der EZB-Sitzung im Oktober, das die Notenbank am Donnerstag veröffentlichte. Was daraus konkret für die Zinsentscheide Mitte Dezember und darüber hinaus folgt, ist im EZB-Rat allerdings umstritten.

Im Grundsatz sind sich die Euro-Notenbanker zwar augenscheinlich darüber einig, dass die Zinsen weiter steigen müssen. Die Höhe der nächsten Zinserhöhung ist aber umstritten. Zuletzt sprachen sich mehrere Ratsmitglieder dafür aus, das Tempo nach zwei Erhöhungen um 75 Basispunkte zu drosseln. So sagte Portugals Notenbankchef Mario Centeno: „Wir nähern uns Zinsniveaus, die unserer Meinung nach mittelfristig mit Preisstabilität vereinbar sind.“ Deshalb plädiert er von nun an für nicht mehr ganz so starke Zinserhöhungen. Schnabels Äußerungen deuten darauf hin, dass es darüber im Dezember unterschiedliche Ansichten und eine kontroverse Debatte im EZB-Rat geben wird.

Dort hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass eine milde Rezession nicht ausreichen wird, damit die Inflation entscheidend in Richtung der Zielmarke von 2% sinkt. Auch das ist dem Sitzungsprotokoll zu entnehmen. Sorgen vor einer Rezession sind dagegen eher in den Hintergrund getreten. Aus der Welt sind sie allerdings nicht: ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski macht „zwischen den Zeilen“ wachsende Rezessionssorgen bei manchen Ratsmitgliedern aus, „die in den kommenden Monaten zu einer Pause im Zinserhöhungszyklus führen könnten.“

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