EZB dringt auf mehr europäische Zusammenarbeit
EZB dringt auf mehr
europäische Zusammenarbeit
Fortschritte bei der Kapitalmarktunion unerlässlich
mpi Frankfurt
Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen in der Welt werden die Rufe aus der EZB nach Fortschritten bei der Kapitalmarkt- und der Bankenunion immer lauter. „Diese wachsende Dringlichkeit geht nicht mit greifbaren Fortschritten auf dem Weg zur Kapitalmarktunion einher, was größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass ihre Umsetzung nach wie vor unzureichend definiert ist“, kritisierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Freitag auf dem Frankfurt European Banking Congress (EBC).
Ein Zusammenwachsen der europäischen Kapitalmärkte würde die hohen Ersparnisse der Bürger „in größeren Wohlstand umwandeln“. Durch die dann gestiegene Kaufkraft würde auch der Binnenkonsum steigen, was gerade in Zeiten von zunehmenden Handelskonflikten und damit unter Druck stehenden Exporten für die Unternehmen und die Konjunktur wichtig sei.
Gemeinsamer Appell
Auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel warb nur wenige Stunden später auf dem EBC für verstärkte Anstrengungen, um die Kapitalmarkt- und auch die Bankenunion voranzutreiben. „Die Vollendung der Bankenunion wäre ein Meilenstein auf dem Weg zu einer vollwertigen Wirtschafts- und Währungsunion und würde die EU in Zeiten geopolitischer Fragmentierung widerstandsfähiger machen“, sagte Nagel. Flankiert wurden die Forderungen mit einem Gastbeitrag, den Nagel mit seinem französischen Amtskollegen François Villeroy de Galhau verfasste. „Vertiefung unseres Binnenmarktes, Schaffung einer Spar- und Investitionsunion und Abbau der Bürokratie, um Innovationen zu fördern“, fordern die beiden in dem Beitrag, der in deutschen und französischen Medien erschien.
Lagarde hatte in ihrer Rede zudem Vorschläge gemacht, wie die Kapitalmarktunion vorangebracht werden könnte. Zusätzlich zu den 27 nationalen Regelwerken könnte etwa ein EU-weites Regulierungssystem ins Leben gerufen werden. Wertpapieremittenten, die bestimmte Kriterien erfüllen, würden dann automatisch in die Zuständigkeit der EU fallen.