Geldpolitik

EZB lässt Zeitpunkt der Zinswende offen

Die EZB hält sich beim Zinsentscheid am Donnerstag zum Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung bedeckt. Ökonomen bewerten die Aussagen jedoch als Annäherung an eine Zinssenkung.

EZB lässt Zeitpunkt der Zinswende offen

EZB lässt Zeitpunkt
der Zinswende offen

Notenbank stellt Stabilisierung beim Lohnwachstum fest – Euro gibt spürbar nach

mpi/ku Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch auf ihrer Sitzung im Januar nicht über Zinssenkungen debattiert. Dies betonte Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt. „Es gab einen Konsens im EZB-Rat, dass es verfrüht ist, über Zinssenkungen zu diskutieren“, sagte sie. Ansonsten hielt sie sich bei dem Thema auch auf Nachfrage von Journalisten eher bedeckt.

Sie stehe zu ihren Äußerungen aus der Vorwoche beim Weltwirtschaftsforum in Davos, sagte Lagarde lediglich zu dem Thema. Dort hatte sie gemeint, dass aus jetziger Perspektive eine erste Zinssenkung der EZB bis zum Sommer wahrscheinlich sei. Sicher sei dies jedoch nicht, da die Notenbank erst noch weitere Daten auswerten wolle, etwa die Lohnentwicklung in der Eurozone im ersten Quartal. Bei der Pressekonferenz der EZB am Donnerstag waren die Löhne dann auch wieder ein Thema. Lagarde stellte eine Stabilisierung beim Lohnwachstum fest. „Insofern hat sie einen Trippelschritt in Richtung Zinssenkung gemacht“, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Insgesamt zeigte sich die EZB-Präsidentin mit den seit der Dezember-Sitzung veröffentlichten Inflations- und Konjunkturdaten zufrieden. Diese würden weitgehend „die bisherige Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten“ bestätigen.

Analysten bewerten den Zinsentscheid daher mehrheitlich als „taubenhaft“, also als ein Zeichen, dass die EZB sich einer Zinssenkung annähert. Die Spekulationen an den Finanzmärkten auf eine Lockerung bis April halten sie jedoch für überzogen. Auf Nachfrage einer Journalistin erteilte Lagarde am Donnerstag einer Zinssenkung bis dahin keine definitive Absage. Sie betonte jedoch die Bedeutung der Lohndaten fürs erste Quartal für die Inflationsentwicklung. Da diese Daten erst im Laufe des Mai vorliegen, ist eine Zinssenkung vor der Juni-Sitzung unwahrscheinlich.

Der Euro gab auf die Äußerungen Lagardes, es sei verfrüht, über Zinssenkungen zu sprechen, hin nach. Er büßte 0,4% auf 1,0841 Dollar ein. Dazu trug aber auch bei, dass nach einer ersten Schätzung des Bureau of Economic Analysis der Anstieg des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal mit einer Jahresrate von 3,3% deutlich höher ausgefallen sein könnte als gemäß dem Konsens mit 2% erwartet. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ermäßigte sich um sieben Ticks auf 2,29%. Der Dax zeigte sich wegen der fehlenden Perspektive rascher Zinssenkungen der EZB wenig dynamisch, er kletterte nur um 0,1% auf 16.907 Punkte. Der Euro Stoxx 50 zog um
0,4 % auf 4.582 Zähler an.

Nebenstehender Kommentar Berichte Seiten 7 und 24
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