Geldpolitik

EZB nimmt Zinssenkung im Dezember ins Visier

Die EZB legt sich nicht vorab auf eine Zinssenkung im Dezember fest. Äußerungen deuten jedoch darauf hin, dass dies wahrscheinlich ist.

EZB nimmt Zinssenkung im Dezember ins Visier

EZB nimmt Zinssenkung
im Dezember ins Visier

Villeroy de Galhau erwartet schnellere Disinflation

mpi Frankfurt

Eine Vorabfestlegung auf eine Zinssenkung im Dezember vermeidet die EZB zwar offiziell, öffentliche und nichtöffentliche Äußerungen von Ratsmitgliedern deuten jedoch darauf hin, dass die Notenbank ohne negative Überraschungen bei den Inflationsdaten in den kommenden Wochen auf diesen Schritt zusteuert. Der im EZB-Rat einflussreiche französische Notenbankpräsident François Villeroy de Galhau erwartet ein schnelleres nachhaltiges Erreichen des Inflationsziels als noch vor Monaten vermutet. „Nach möglicherweise einigen monatlichen, vorübergehenden Steigerungen dürften wir unser Ziel von 2% im Jahr 2025 früher erreichen als erwartet“, sagte der Notenbanker am Freitag vor Journalisten in Paris.

„Wir müssen umso mehr unserem Mandat und seiner Symmetrie rund um dieses Ziel treu bleiben: Das Risiko, unser Ziel dauerhaft von unten zu verfehlen, existiert nun genauso, wie es zu übertreffen“, fügte er hinzu. Das deutet darauf hin, dass Villeroy de Galhau möglicherweise ein höheres Tempo bei der Zinswende befürwortet.

Inflationsrisiken bleiben bestehen

Konkret für eine Zinssenkung im Dezember möchte er sich aber nicht aussprechen. Stattdessen plädiert er lediglich dafür, die Leitzinsen in „angemessener Weise weiter zurückzufahren“. In der Stellungnahme der EZB nach dem Zinsentscheid am Donnerstag hieß es wiederum: „Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu sorgen. Er wird die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten, um dieses Ziel zu erreichen.“

Griechenlands Notenbankpräsident Yannis Stournaras betonte am Freitag die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone. Die niedrige Produktivität in der Eurozone, geopolitische Spannungen und der Klimawandel könnten die Wirtschaft abbremsen. Gleichzeitig wies er jedoch auch darauf hin, dass die Gefahr bestehe, dass die Kerninflation langsamer zurückgehe als erwartet.

Auf die Inflationsgefahren wies auch der estnische Notenbankpräsident Madis Müller hin. Das Lohnwachstum könnte zu einer hartnäckigeren Inflation bei Dienstleistungen führen als von der EZB vermutet. Sollte dies der Fall sein, müsste die Notenbank die Leitzinsen langsamer senken.

Neue Inflationserwartungen

Von der EZB befragte Volkswirte passen derweil ihre Inflationsprognosen für 2025 leicht nach unten an. Statt von 2% gehen sie nun von 1,9% aus. Die Prognose für das laufende Jahr bleibt dagegen bei 2,4%. Bei einer kürzlich erfolgten Befragung des Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik lagen die Inflationserwartungen der Teilnehmer dagegen mittelfristig bei über 2%.

Pessimistischer sind die von der EZB befragten Experten beim Wirtschaftswachstum der Eurozone für 2025. Statt mit einem Wachstum von 1,3% rechnen sie nun nur noch mit 1,2%. Die EZB veranschlagt in ihrer bislang jüngsten Prognose aus dem September 1,3% für 2025.

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