Geldpolitik

Fed dämpft Zinserwartungen

Die Rufe von Anlegern nach baldigen größeren Zinssenkungen der Fed und womöglich sogar einer Notfallsitzung im August scheinen zu verhallen. Mehrere Notenbanker dämpfen die Erwartungen.

Fed dämpft Zinserwartungen

Fed dämpft Zinserwartungen

Zweifel an großer Lockerung im September – Sondersitzung im August unwahrscheinlich

mpi Frankfurt

Inmitten der Sorgen von Investoren um die US-Konjunktur versuchen gleich mehrere Fed-Mitglieder zu beruhigen und gleichzeitig die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer an baldige größere Zinsschritte zu dämpfen. Der Präsident der Fed of Richmond, Tom Barkin, äußerte sich bei einer Video-Konferenz optimistisch, dass die Inflation in den USA weiter zurückgehe. Die Fed dürfte aber Zeit haben, abzuwarten, ob sich diese Annahme bestätige, sagte Barkin.

Zwischen den Zeilen erteile er damit den Erwartungen einiger Finanzmarktteilnehmer bezüglich einer Sondersitzung der Notenbank eine klare Absage. Der Offenmarktausschuss (FOMC) kommt erst am 17. und 18. September das nächste Mal zusammen, um über eine mögliche Zinssenkung zu entscheiden. Zu spät nach Ansicht einiger Anleger, die nach den schwachen Arbeitsmarktdaten für Juli eine Rezession in den USA befürchten.

Der Präsident der Fed of Chicago, Austan Goolsbee, bezeichnete die Arbeitsmarktdaten im Interview mit Fox News zwar als „enttäuschend“. Es brauche jedoch noch mehr Daten und damit auch mehr Zeit, um festzustellen, ob sich der Arbeitsmarkt in den USA stabilisiere oder weiter abschwäche.

Warnung vor Kreditklemme

Daten vom Donnerstag zu den Erstanträgen für Arbeitslosenhilfe hatten die Rezessionsängste abgemildert. Deutlich weniger Anträge waren gestellt worden, als Analysten erwartet hatten. Nicht nur aus diesem Grund dürfte eine Sondersitzung des FOMC kein Thema innerhalb der Notenbank sein. Selbst wenn ein solcher Schritt durch die Wirtschaftsdaten gerechtfertigt wäre, würde dies das Vertrauen in die Arbeit der Fed und den Zustand der US-Wirtschaft massiv untergraben – mit entsprechend negativen Folgen.

Eine außerplanmäßige Zinssenkung „wäre ein riesiger Fehler“, sagt der Ökonom Mohamed El-Erian dem Handelsblatt. „Denn es würde signalisieren, dass in der US-Wirtschaft etwas grundlegend kaputt ist und dass die Notenbanker etwas sehen, das die Funktion der Märkte gefährden und so eine große Intervention rechtfertigen würde.“ Das alleine könne eine Kreditklemme auslösen.

Ökonomen erwarten kleinen Zinsschritt

Auch zu einer Zinssenkung um 50 Basispunkte äußern sich Ökonomen am Freitag skeptisch. „In der Vergangenheit hat der FOMC außerplanmäßige Zinssenkungen und Zinssenkungen von mehr als 25 Basispunkten vorgenommen, wenn es einen klaren negativen wirtschaftlichen Schock gab oder wenn die Daten schlechter waren als bisher“, sagt Ryan Sweet, Chefökonom für die USA bei Oxford Economics. Die Rufe einiger Finanzmarktteilnehmer nach solchen Maßnahmen seien übertrieben.

Bei einer Umfrage von Bloomberg unter Ökonomen geben rund 80% der Befragten an, dass sie für September mit einer Senkung um 25 Basispunkte rechnen. Der Rest erwartet einen Zinsschritt von 50 Basispunkten. Das Fed Watch Tool der CME Group beziffert beide Varianten derzeit als etwa gleich wahrscheinlich.

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