Großer Zinsschritt

Fed senkt Leitzinsen um halben Prozentpunkt

Die US-Notenbank hat die Zinswende mit einem Paukenschlag vollzogen. Der Schlüsselsatz wird erstmals seit Anfang des Jahrzehnts gesenkt.

Fed senkt Leitzinsen um halben Prozentpunkt

Die US-Notenbank hat die Zinswende mit einem ungewöhnlich großen Schritt nach unten gestartet. Der Schlüsselsatz wurde am Mittwoch erstmals seit Anfang des Jahrzehnts gesenkt – und dies sogleich um einen halben Prozentpunkt. Er liegt nunmehr in der neuen Spanne von 4,75 bis 5%. Manche Händler hatten auf einen solch großen Schritt spekuliert, während viele Ökonomen eher einen kleineren Schritt von einem Viertelprozentpunkt erwartet hatten.

Zäsur in der US-Geldpolitik

Die Senkung markiert eine Zäsur. Denn im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation hatte die Federal Reserve den Zins über ein Jahr lang in der Spanne von 5,25 bis 5,50% gehalten. Vorausgegangen waren aggressive Erhöhungen, mit denen sie das Niveau seit Anfang 2022 von nahe 0 auf über 5% nach oben getrieben hatte. Das Abebben der Inflationswelle machte den Weg für die Zinswende nun frei. Die US-Währungshüter hatten bereits im Juli über eine Senkung beraten, sich aber damals noch dagegen entschieden. Fed-Chef Jerome Powell sendete dann erst im August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole die klare Botschaft, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik anzupassen. Die Richtung sei klar. Der Zeitpunkt und das Tempo der Zinssenkungen würden von den eingehenden Daten abhängen.

„Die Fed drückt aufs Tempo“, meint Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Offensichtlich sei der Notenbank der eigene geldpolitische Kurs doch zu straff gewesen: „Machen Konjunktur und Inflation der Notenbank keinen Strich durch die Rechnung, wird sich die flotte Zinstalfahrt in den kommenden Monaten fortsetzen.“ An den Terminmärkten wird damit gerechnet, dass es schon im November weiter nach unten geht – dann um einen Viertel-Prozentpunkt.

Die nun erfolgte große Zinswende wurde mit elf zu eins Stimmen beschlossen: Direktoriumsmitglied Michelle Bowman hatte für einen kleineren Schritt nach unten im Umfang von einem Viertel-Prozentpunkt plädiert.

Kurse in New York ziehen an

Nach dem Zinsentscheid zogen die Kurse an den davor lethargischen New Yorker Börsen etwas an. Der Leitindex Dow Jones Industrial markierte den dritten Tag in Folge einen Rekord, stieg zuletzt aber nur noch um 0,33% auf 41.742 Punkte. Der marktbreite S&P 500 erreichte ebenfalls eine neue Bestmarke und behauptete ein Plus von 0,42% auf 5.658 Punkte. Beide Indizes hatten am Vortag nach Rekorden unter Gewinnmitnahmen gelitten und kaum verändert geschlossen. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann am Mittwoch 0,58% auf 19.545 Punkte.

Dicht dran am Inflationsziel

Mit einer Inflationsrate von zuletzt 2,5 Prozent ist die Notenbank ihrem Ziel von zwei Prozent nähergekommen – ein wichtiges Kriterium für ein Lockern der Zinszügel. Die Fed ist damit allerdings keine Vorreiterin: Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of England haben die Wende bereits im Sommer vollzogen. Die EZB hat vorige Woche sogar schon nachgelegt. Die Entscheidung zur Zinssenkung in Washington fiel nun ausgerechnet in die heiße Phase des US-Wahlkampfes. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die unabhängige Notenbank aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuleiten. Powell hat darauf verwiesen, dass die Zentralbank keine politische Behörde sei. Sie werde niemals geldpolitische Entscheidungen mit Blick auf den Ausgang einer Wahl treffen, die noch nicht abgehalten worden sei.