Geldpolitik

Fed-Tapering könnte schon im November beginnen

Die US-Notenbank könnte laut Sitzungsprotokoll schon im November beginnen, ihre monatlichen Anleihekäufe zurückzufahren. Grund dafür ist die andauernde Erholung am Arbeitsmarkt, die sich im Oktober fortgesetzt hat.

Fed-Tapering könnte schon im November beginnen

det Washington

Deutlicher als je zuvor hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank signalisiert, dass die Fed noch in diesem Jahr das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik einläuten wird. Mit dem Abschmelzen der Anleihekäufe, dem sogenannten Tapering, könnte die Federal Reserve sogar früher als bisher erwartet beginnen, nämlich im November. Bis Mitte 2022 sollen die Nettokäufe im Wert von derzeit 120 Mrd. Dollar pro Monat komplett eingestellt werden. Das geht aus dem Protokoll der FOMC-Sitzung vom September hervor.

Mit dem Ende des Tapering, das für Juli nächsten Jahres avisiert ist, würde zugleich der Weg frei werden für Zinserhöhungen. Mit der ersten Anhebung der Federal Funds Rate rechnen die meisten Analysten dann bei der Sitzung im September 2022. Schließlich hat Notenbankchef Je­rome Powell wiederholt betont, dass eine Leitzinserhöhung nicht in Frage kommt, ehe die Anleihekäufe beendet sind. Seiner Ansicht nach wäre es kontraproduktiv, „einerseits ein akkommodierendes geldpolitisches Programm fortzusetzen und gleichzeitig an anderer Stelle die Zügel straffer zu ziehen“, so der Fed-Vorsitzende zur strikten Trennung zwischen den beiden.

Erholung am Arbeitsmarkt

Die Fed-Gouverneure geben in ihrem jüngsten Protokoll jedenfalls eine insgesamt nüchterne Bewertung der konjunkturellen Aussichten ab. Zwar habe sich im dritten Quartal das Wirtschaftswachstum gegenüber der Berichtsperiode von April bis Juni abgeschwächt, heißt es. Gleichwohl scheint die Erholung am Arbeitsmarkt die Währungshüter insgesamt optimistisch zu stimmen. Ungeachtet des enttäuschenden Stellenwachstums im August seien nämlich bis dahin drei Viertel der Arbeitsplätze, die während der Coronavirus-Pandemie gestrichen wurden, wiederhergestellt worden, stellen sie fest.

Auch sei die Arbeitslosenquote deutlich zurückgegangen und die Partizipationsrate wieder gestiegen. Alle drei sind deswegen wichtige Indikatoren, weil laut Fed das Inflationsziel von 2% seit geraumer Zeit erreicht und sogar überschritten ist. Auf steigenden Inflationsdruck deuten auch neue Daten zu Erzeugerpreisen hin. Diese legten laut Arbeitsministerium im September im Vorjahresvergleich um 8,6% und an der Kernrate gemessen um 5,9% zu. Die Gesamtrate war die höchste seit Be­ginn der jährlichen Erhebungen.

Mit Blick auf das duale Mandat der Fed sei es nun wichtig, „substanzielle Fortschritte“ am Arbeitsmarkt zu sehen, ehe an eine Drosselung der Anleihekäufe gedacht werden kann, heißt es im Protokoll. Dass vergangene Woche die Erstanträge auf Ar­beitslosenhilfe um 36000 auf 293000 zurückgingen und damit den tiefsten Stand seit Mitte März 2020 erreichten, dürfte die FOMC-Mitglieder in ihrer Überzeugung bestärkt haben, dass der Zeitpunkt für das Tapering gekommen ist.

Die meisten der befragten Ökonomen rechnen nun damit, dass bei der FOMC-Sitzung der Federal Reserve Bank Anfang November ein Zeitplan für die Drosselung der Anleihekäufe vorgelegt wird. Unklar bleibt nur der Startzeitpunkt für eine Reduktion des Kaufes von erwarteten 10 Mrd. Dollar an Staatsanleihen und 5 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren monatlich. Wie aus den Minutes hervorgeht, bestehe jedenfalls die „recht hohe Wahrscheinlichkeit“ eines Beginns im kommenden Monat.

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