Coronakrise

Frankreichs Arbeitsmarkt ist robust

Die französische Wirtschaft und ihr Arbeitsmarkt sind erstaunlich gut aus der Krise gekommen. Die Prognosen hatten eine langsamere Erholung vorhergesagt.

Frankreichs Arbeitsmarkt ist robust

wü Paris

Die von vielen in Frankreich nach Ausbruch der Coronakrise vor einem Jahr erwartete Katastrophe auf dem Arbeitsmarkt ist bisher ausgeblieben. Nachdem letztes Jahr 332100 Arbeitsplätze zerstört wurden, sind im ersten Halbjahr laut einer Schätzung des Statistikamtes Insee 330800 neue Arbeitsplätze in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone geschaffen worden, vor allem im Gaststätten- und Hotelgewerbe. Das sei eine gute Nachricht, urteilte Arbeitsministerin Élisabeth Borne auf Twitter. Das zeige, dass sich die französische Wirtschaft schnell und kräftig erhole.

Damit sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigung in Frankreich schneller wieder wettgemacht worden als erwartet. Insee hatte ursprünglich eine Rückkehr des Beschäftigungsniveaus zum Vorkrisenniveau erst für Ende dieses Jahres erwartet. Vor einem Jahr hatten etliche Institutionen befürchtet, dass es wegen der Pandemie zu Massenentlassungen und Sozialplänen kommen werde. Insee hatte für 2020 mit rund 700000 Arbeitsplätzen weniger gerechnet, die Banque de France mit 825000 und das Observatoire français des conjonctures économiques (OFCE) mit 750000.

Entsprechend hatten alle Institutionen mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet. So hatten die Ökonomen von Insee für Ende letzten Jahres eine Quote von 9,7% vorhergesagt. Stattdessen hat sich die Arbeitslosenquote Ende 2020 bei 8% eingependelt. Im ersten Quartal betrug sie 7,8%, die Übersee-Départements nicht mitgerechnet. Zu verdanken ist das der Tatsache, dass es nicht zu massenhaften Entlassungen gekommen ist, so wie es Medef-Chef Geoffroy Roux de Bézieux als einer der wenigen vorhergesagt hat. Allerdings sind laut den neuesten Daten der Statistik-Direktion des Arbeitsministeriums zwischen März 2020 und Mai 2021 mehr als 1000 Sozialpläne eingeleitet worden.

In der Industrie gibt es jetzt gar einen Mangel an Arbeitskräften. Auch die Beschäftigung von Zeitarbeitern ist noch nicht zum Niveau von vor der Krise zurückgekehrt. Ein gutes Zeichen, findet Chefökonom Philippe Waechter von Ostrum Asset Management. Wenn die Unternehmen Zweifel an der Erholung hätten, würden sie mehr Zeitarbeiter einstellen, um ihre Risiken zu minimieren.