Frankreichs Wirtschaft

Frankreichs Wirtschaft hofft auf schnelle Klärung

Französische Unternehmen warten mit Entscheidungen seit der Ankündigung der Neuwahlen wegen mangelnder Sicherheit ab. Das Wachstum dürfte jedoch dank des Konsums resilient bleiben.

Frankreichs Wirtschaft hofft auf schnelle Klärung

Frankreich nach den Wahlen

Frankreichs Wirtschaft hofft auf schnelle Klärung

Unternehmen warten mit Entscheidungen wegen mangelnder Sichtbarkeit ab – Wachstum zeigt sich bisher resilient

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Von Gesche Wüpper, Paris

Der Himmel über Paris bleibt bewölkt. Noch ist unklar, wie die künftige Regierung Frankreichs zusammengesetzt sein wird. Doch nach dem überraschenden Ausgang der Parlamentswahlen, aus der die Nouveau Front Populaire (NFP) mit den meisten Sitzen in der Assemblée Nationale hervorgegangen ist, fürchten Wirtschaftsvertreter nun, vom Regen in die Traufe zu geraten, sollte das Linksbündnis die Regierung stellen und sein teures Programm umsetzen.

Nach S&P hat auch Moody’s Frankreich vor einer drohenden Herabstufung gewarnt. Die Aufhebung von Reformen wie der des Rentensystems und der Liberalisierung des Arbeitsmarktes könnte die Kreditwürdigkeitsnote des Landes belasten, sollte sich dies negativ auf das Wachstum und die Haushaltspolitik auswirken, erklärte die Ratingagentur. Das Gleiche gelte, sollte sich die künftige Regierung weniger als die bisherige für die Sanierung des Haushaltes einsetzen.

Unsicherheit ist geblieben

Moody’s hält es jedoch angesichts der Zwänge, mit denen die künftige Regierung zu kämpfen haben wird, für unwahrscheinlich, dass Frankreich seine Staatsausgaben 2025 senkt oder seine Einnahmen erhöht. So plant die linke Volksfront dieses Jahr zusätzliche Ausgaben in Höhe von 25 Mrd. Euro, 2025 dann von 100 Mrd. Euro. Sie hat versprochen, die 2023 von Präsident Emmanuel Macron auf den Weg gebrachte Rentenreform rückgängig zu machen und das Renteneintrittsalter wieder von 64 auf 62 Jahre zu senken.

Die ersten Signale, die die neue Regierung an Unternehmer aussende, seien entscheidend, meint der Verband kleiner und mittlerer Firmen CPME. „Die Unsicherheit ist geblieben“, sagt Frédéric Coirier, der Co-Präsident von Meti, einer Vereinigung von Mid-Cap-Unternehmen. Damit Firmen jetzt wieder investieren und einstellen, müsse sich die Situation schnell klären und beruhigen.

Wachstum noch resilient

Frankreich habe durch die vorgezogenen Neuwahlen ein Quartal an Wachstum verloren, schätzt François Asselin, der Vorsitzende des CPME. Bei mangelnder Sicherheit schalteten Unternehmen in den Pause-Modus. In einer von Meti zusammen mit der Banque Palatine durchgeführten Umfrage am Tag nach der Ankündigung der Neuwahlen erklärten 56% der befragten Mid-Cap-Unternehmen, besorgt über die Perspektiven für ihre Aktivität im zweiten Halbjahr zu sein. Zum Vergleich: Im März waren es nur 37%.

In der gerade vom französischen Statistikamt Insee veröffentlichten Konjunkturnote hat sich all das jedoch noch nicht niedergeschlagen. Es geht davon aus, dass die französische Wirtschaft in diesem Jahr 1,1% zulegen wird, vor allem dank des Rückgangs der Inflation, der den Konsum beflügeln dürfte. Das Wachstum würde damit besser ausfallen als die von der Banque de France erwarteten 0,8%. Allerdings hat Insee in der Prognose noch nicht die Neuwahlen, die dadurch ausgelöste politische Unsicherheit und die Auswirkungen möglicher Maßnahmen einer neuen Regierung berücksichtigt.

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