Konjunktur

Frühlingsgefühle im Einzelhandel und bei Verbrauchern

Der deutsche Einzelhandel ist von Optimismus zwar noch entfernt, die Stimmung ist derzeit aber immerhin so gut wie zuletzt vor einem Jahr. Und auch die Verbraucherlaune hebt sich, wie das HDE Konsumbarometer zeigt. Nur der Jobmarkt könnte besser laufen – Frühbarometer signalisieren eine stagnierende Arbeitskräftenachfrage.

Frühlingsgefühle im Einzelhandel und bei Verbrauchern

Stimmungshoch im Handel

Ifo-Klimabarometer steigt – Verbraucher ebenfalls besser gelaunt

Der deutsche Einzelhandel ist von Optimismus zwar noch entfernt, die Stimmung ist derzeit aber immerhin so gut wie zuletzt vor einem Jahr. Und auch die Verbraucherlaune hebt sich, wie das HDE-Konsumbarometer zeigt. Nur der Jobmarkt könnte besser laufen – Frühbarometer signalisieren eine stagnierende Arbeitskräftenachfrage.

ba Frankfurt

Einzelhändler und Verbraucher in Deutschland kommen in Frühlingsstimmung. So ist das vom Einzelhandelsverband HDE erhobene Konsumklima im Juni so gut wie seit annähernd drei Jahren nicht mehr. Rückenwind kommt zudem vom Jobmarkt – Frühbarometer zeigen zwar, dass die Arbeitskräftenachfrage zurückgeht, Unternehmen aber durchaus noch einstellen bzw. über Kurzarbeit auch in schwierigen Zeiten noch am Personal festhalten.

EM bringt keine nennenswerten Impulse

In der jüngsten Ifo-Umfrage zeigt sich, dass der Ausblick der Einzelhändler noch pessimistisch bleibt, die Erwartungen aber gestiegen sind. Das Klimabarometer stieg auf minus 13,3 Punkte, nach minus 14,5 Punkten im April. „Die Fußball-Europameisterschaft verspricht für den Einzelhandel insgesamt keine deutlich spürbaren Umsatzimpulse“, sagt Ifo-Experte Patrick Höppner. „Einzig bei den Super- und Getränkemärkten sowie beim Sportfachhandel könnte das Großereignis stärker belebend wirken.“ 3,8 Mrd. Euro an zusätzlichen Umsätzen könnte das Fußballfest bringen, prognostiziert der HDE. Ein Kursfeuerwerk allerdings ist laut Bundesbank nicht zu erwarten.

Preissteigerungen zu erwarten

Während Bau- und Heimwerkermärkte, Fahrradhändler und Einzelhändler mit Elektrotechnik und elektronischen Haushaltsgeräten ihre Geschäftslage spürbar positiver einschätzen, hat sich die Situation auch bei Kfz-Händlern und im Lebensmitteleinzelhandel verbessert. Bei Einzelhändlern mit Unterhaltungselektronik und bei Möbelhäusern hingegen bleibt sie „überwiegend eingetrübt“, wie es bei den Münchener Wirtschaftsforschern heißt. Zudem hat die Umfrage ergeben, dass in vielen Einzelhandelsbranchen kurzfristig die Preise weiter steigen werden – insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel und dem Einzelhandel mit Elektrotechnik und elektronischen Haushaltsgeräten. „Die Preise für Fahrräder und für Produkte der Unterhaltungselektronik könnten dagegen in der nächsten Zeit sinken“, sagt Höppner.

Aufwärtstrend intakt

Das HDE-Konsumbarometer wiederum zeigt, dass der Aufwärtstrend der Verbraucherstimmung auch im Juni intakt ist. Der Index legte zum fünften Mal in Folge zu, und zwar um 1,4 auf 98,9 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit August 2021. „Dass es mit der Konsumstimmung bergauf geht, deutet auf eine mittelfristige Erholung des privaten Konsums hin“, hieß es beim Einzelhandelsverband. Im ersten Halbjahr 2024 sei allerdings nur von einer verhaltenen konjunkturellen Verbesserung auszugehen. In den kommenden Wochen würden die Verbraucher eher konsumieren als sparen – ganz im Gegensatz zur Entwicklung im ersten Quartal. In den drei Monaten bis März fiel der private Konsum um 0,4%, während die Sparquote deutlich über dem historischen Durchschnitt verharrte.

Hoffnung auf höhere Einkommen

Auf dem privaten Konsum ruhen die Wachstumshoffnungen – bei zugleich nachlassender Inflation und Reallohnsteigerungen dürfte den Verbrauchern mehr Spielraum bleiben, so das gängige Narrativ. Im ersten Quartal hatten die Reallöhne zum Vorjahr um 3,8% und damit so kräftig wie nie seit Beginn der Zeitreihe 2008 zugelegt. Laut den monatlichen Umfragen von GfK und HDE sind die Einkommenserwartungen der Verbraucher zuletzt weiter gestiegen, nachdem der Jobmarkt trotz der Konjunkturflaute robust geblieben war.

Arbeitskräftenachfrage unverändert

Im Mai ist die Arbeitskräftenachfrage gemessen am BA-X, dem Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA), unverändert geblieben. Der Indikator, der seit Jahresanfang gefallen war, verharrte bei 111 Punkten. Mit Ausnahme von Bergbau, Energie, Wasser und Entsorgung ist die gemeldete Nachfrage „in allen Wirtschaftszweigen gesunken, und zwar zu einem großen Teil in zweistelliger prozentualer Höhe“, hieß es bei der BA. Den größten Anteil offener Stellen, bei zugleich absolut größtem Nachfragerückgang, melden Zeitarbeitsunternehmen.

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