Gasversorgung in EU bleibt 2023 schwierig
ahe Brüssel
Die Internationale Energieagentur (IEA) warnt vor Lücken in der europäischen Gasversorgung im kommenden Jahr. IEA-Chef Fatih Birol sagte am Montag nach Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel, die EU werde zwar generell gut durch diesen Winter kommen. „Das nächste Jahr – 2023 – könnte sehr viel schwieriger werden als dieses Jahr.“ Nach Berechnungen der Energieagentur droht dann eine Gaslücke von rund 30 Mrd. Kubikmeter (m3) Gas. Insgesamt benötigt die EU 2023 geschätzt knapp 400 Mrd. m3.
Weitere 100 Mrd. Euro nötig
Birol begründete seine Sorge mit möglicherweise ganz ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland. In diesem Jahr waren die Gasimporte aus Russland bereits eingebrochen – allerdings hat es noch Lieferungen von rund 60 Mrd. m3 gegeben. Die IEA rechnet zudem damit, dass sich das globale Angebot an Flüssiggas (LNG) verknappen könnte, insbesondere bei einer wirtschaftlichen Erholung Chinas. Birol verwies zudem darauf, dass die Temperaturen 2022 eher mild waren – was sich nächstes Jahr ändern könnte.
Birol lobte die bisherigen Maßnahmen der EU-Kommission, um russisches Erdgas zu ersetzen. Ohne diese würde die mögliche Versorgungslücke im kommenden Jahr bei 60 Mrd. m3 liegen, sagte er. Für das kommende Jahr seien aber weitere Maßnahmen nötig, die rund 100 Mrd. Euro kosten könnten.
Die IEA-Empfehlungen zielen auf Verbesserungen in fünf Bereichen ab. Birol verwies insbesondere auf die Förderung von mehr Energieeffizienz in Wohngebäuden, vor allem im sozialen Wohnungsbau. Zudem solle der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden, insbesondere über schnellere Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen die weitere Förderung von Wärmepumpen sowie weitere Einsparungen beim Gasverbrauch. Die IEA sieht außerdem Potenziale, indem in Förderländern wie Algerien das derzeit noch übliche Abfackeln von Gas unterbunden wird.
Am Dienstag kommen in Brüssel die EU-Energieminister zusammen, um über weitere gemeinsame Maßnahmen auf den Gasmärkten zu beraten. Kommissionschefin von der Leyen verwies darauf, dass bereits ab Ende März ein erster gemeinsamer Gaseinkauf möglich wäre – sollten sich die EU-Länder nun schnell auf das Notfallpaket einigen, das auf dem Tisch liege. Dazu gehört auch ein Korrekturmechanismus zur Deckelung der Gasbörsenpreise.