Geld stinkt dann manchmal doch
Von Alexandra Baude, Frankfurt
„Geld stinkt nicht“, hieß es schon im alten Rom. Manchmal stimmt es, denn dann riecht es nach frisch gewaschener Wäsche, die eben aus dem Wäschetrockner kommt. Zumindest ist das momentan teilweise so im nationalen Analysezentrum für Falschgeld und beschädigtes Bargeld der Bundesbank in Mainz. Ob es nun Meeresbrise oder etwas Blumiges ist – die Experten haben jedenfalls einen herkömmlichen Wäscheduft in den (fast) handelsüblichen Trockner gegeben. Und das ist auch nötig, denn die Geldscheine aus den Hochwasserregionen Nordrhein-Westfalens und der Rheinland-Pfalz, die im Trockner landen, müffeln manchmal extrem, wenn sie aus der Plastikfolie genommen werden, in der sie eingeschweißt angeliefert wurden.
Normalerweise sind es 15 Personen, die sich bei der Bundesbank um Prüfung und Ersatz beschädigter Banknoten kümmern. Nun sind es sechs bis acht Personen mehr, die sich der durch die jüngste Flutkatastrophe durchweichten, verschlammten oder durch Abwässer oder Heizöl kontaminierten Scheine annehmen. Üblicherweise werden in Mainz jährlich beschädigte Banknoten im Wert von rund 40 Mill. Euro angeliefert, um ersetzt zu werden – von Ende Juli bis Ende August kamen aber aus den Flutgebieten allein schon 51 Mill. Euro, erklärte der im Bundesbankvorstand für Bargeld zuständige Johannes Beermann. Konkret waren es aus der Bundesbankfiliale Köln 25 Mill. Euro, aus Dortmund 12 Mill. Euro, aus Koblenz 10 Mill. Euro und aus Saarbrücken kamen 4 Mill. Euro.
Und die Experten erwarten, dass es noch um einiges mehr wird. Insbesondere von Privatpersonen, deren Einreichungen Bundesbankschätzungen zufolge etwa einen Anteil von 40% am Gesamtvolumen haben. Da werde „noch viele Monate was kommen“, wohingegen bei den großen Einreichern wie Banken und Sparkassen schon alle dabei sein sollten, wie Michael Erbert, Leiter der Abteilung für beschädigtes Bargeld bei der Bundesbank, erklärte. Die Geldautomaten und Schließfächer der Institute seien seiner Kenntnis nach bereits ausgeräumt worden. Beim Oder-Hochwasser etwa habe es ungefähr ein Jahr gedauert, bis kein weiteres Bargeld mehr eingereicht wurde.
Münzen sind für die Spezialisten kein Thema, wie Beerman erläutert: Die „sind ja ein Stück robuster“. Einmal abgewaschen könnten sie weiter genutzt werden. Anders sieht es mit den Geldscheinen aus. Diese werden gewaschen, getrocknet, geprüft, gezählt, dem Einreicher ersetzt – und schließlich vernichtet. Als Wechselgeld an der Supermarktkasse wolle diese Scheine sicher niemand mehr, sagte Erbert.
Ebenso wie bei den verbrannten oder zerrissenen Banknoten, um die sich das Team sonst hauptsächlich kümmert, gilt: „Mehr als 50% und ein weiterer Schnipsel“ müssen Beermann zufolge vorgelegt werden, damit der Betrag ersetzt werden kann. Auf Falschgeld wird dabei ebenfalls wie üblich geachtet. Einige Blüten wurden der Bundesbank zufolge bereits aus dem Verkehr gezogen, aber in einer „üblichen Menge“. „Wer bei uns Geld waschen will, hat sich vertan“, betonte Beermann. Im Regelfall dauert es sechs Wochen von der Einlieferung des Geldes bis zu dessen Ersatz. Und diesen Zeitrahmen versuchen die Experten auch zu halten. Dabei würden die von Privatleuten angelieferten Geldbündel derzeit bevorzugt behandelt, „denn die sind ja aufs Geld angewiesen“, wie Erbert betont.
Eile ist zudem geboten, denn je länger die Scheine feucht sind, umso schwieriger wird es, sie voneinander zu trennen. Den Effekt, dass Papier „verklumpt und hart wie Beton“ werde, kenne jeder, der schon einmal mit Kindern gebastelt habe, sagte Beermann. Da das herkömmliche Trocknen an der Luft – was der Bundesbankvorstand jeder Privatperson für den Fall der Fälle empfiehlt – bei den Massen nicht mehr handhabbar ist, haben die Spezialisten getüftelt: Die kurzfristig beschafften zwei Wäschetrockner – zwei weitere sind geordert – laufen allerdings nur bei Temperaturen von 40 bis 60 Grad. Und weil Geld manchmal eben doch stinkt, greifen die Experten zusätzlich zum besagten Wäscheduft.