Inflation

Gemischte Signale von der Preisfront

Die deutschen Importpreise haben im Mai den stärksten Anstieg seit der zweiten Ölkrise im Jahr 1981 verzeichnet. Das dürfte die Debatte über einen stärkeren und nachhaltigeren Inflationstrend als bislang erwartet befeuern. Die meisten Ökonomen und...

Gemischte Signale von der Preisfront

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Die deutschen Importpreise haben im Mai den stärksten Anstieg seit der zweiten Ölkrise im Jahr 1981 verzeichnet. Das dürfte die Debatte über einen stärkeren und nachhaltigeren Inflationstrend als bislang erwartet befeuern. Die meisten Ökonomen und Zentralbanker erwarten aber nicht, dass die Verbraucherpreise ähnlich anziehen werden. Gedämpft werden Inflationssorgen etwa auch von der Lohnentwicklung.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte, stiegen die Einfuhrpreise im Mai binnen Jahresfrist um 11,8%. Eine höhere Zunahme hatte es zuletzt im Oktober 1981 in der zweiten Ölpreiskrise gegeben – mit damals 13,6%. Ökonomen hatten jetzt nur mit 11,3% gerechnet, nach 10,3% im April. Getrieben wurden die Importpreise vor allem von einer Verteuerung der Energie. Sie war etwa doppelt so teuer wie im Mai 2020.

In Deutschland hat die Inflation wie weltweit seit Jahresbeginn deutlich angezogen. Gemessen am EU-harmonisierten HVPI lag sie im Mai bei 2,4%. Verantwortlich dafür sind zwar vor allem temporäre Effekte wie etwa die Basiseffekte bei den Energiepreisen. Der anhaltende Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen schürt aber Sorgen, dass dieser Trend stärker sein könnte.

Die Bundesbank hält im Jahresverlauf auch Raten von mehr als 4% für möglich. Sie sieht das aber als temporär an. Bundesbankchef Jens Weidmann sagte am Montag, er nehme die Inflationssorgen der Bürger „sehr ernst“. Er fügte aber zugleich hinzu: „Die Inflationsgefahren sollten in der Diskussion eben nicht überzogen werden.“

Gegen eine dauerhaft starke steigende Inflation spricht vor allem die Lohnentwicklung. In Deutschland lagen die Nominallöhne, also Bruttomonatsverdienste samt Sonderzahlungen, zwischen Januar und März sogar um 0,7% niedriger als im Vorjahresquartal, wie Destatis ebenfalls am Montag mitteilte. Bei 1,3% Inflation in diesem Zeitraum ergibt das sogar einen realen Verdienstrückgang von 2,0%.

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