Industriekonjunktur

Gemischtes Ergebnis für die deutsche Industrie

Das Bundeswirtschaftsministerium leitet aus den aktuellen Indikatoren einen verhaltenen Optimismus für die Industrie ab. Auch wenn die Lieferengpässe weiter belasten und die Produktion im November nahezu stagnierte. Die Exporte hingegen überraschten positiv.

Gemischtes Ergebnis für die deutsche Industrie

ba Frankfurt

Der November ist für die deutsche Industrie durchwachsen ausgefallen: Während die Produktion trotz mehr Neubestellungen, rappelvoller Auftragsbücher und gestiegener Umsätze überraschend gedrosselt wurde, kletterten die Exporte infolge der starken Nachfrage aus den USA und der EU unerwartet. Ein positives Signal für die künftige Produktion ist der im Dezember gestiegne Lkw-Verkehr auf den deutschen Autobahnen.

Industrie, Bau und Energieversorger fertigten dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge im Dezember 0,2% weniger als im Monat zuvor (siehe Grafik). Ökonomen hatten hingegen mit einem Plus von 1,0% gerechnet – damit wäre die Produktion allerdings erst zum vierten Mal seit Jahresbeginn ausgeweitet worden. Zudem revidierten die Wiesbadener Statistiker den Oktober-Wert von 2,8% auf 2,4% nach unten.

Der Rückgang beruhte vor allem auf der um 4,4% rückläufigen Energieerzeugung, aber auch der Bau schränkte die Fertigung um 0,8% ein. Die Industrie im engeren Sinn weitete die Produktion hingegen um 0,2% aus. Ursächlich war der gewichtige KfZ-Bereich, der laut Bundeswirtschaftsministerium um 4,1% zulegte – „auch wenn die Kfz-Produktion immer noch weit unter Vorkrisenniveau liegt“. Im Maschinenbau, der ebenfalls seit Monaten besonders von den Knappheiten bei Halbleitern beeinträchtigt ist, sank der Ausstoß hingegen um 3,6%.

Die Situation dürfte noch einige Monate anhalten, doch danach sei für die Industrie angesichts der vollen Auftragsbücher „mit einem dynamischen Wachstum zu rechnen“, betonte das Ministerium. Die aktuelle Indikatorlage lege „einen verhaltenen Optimismus für die Industriekonjunktur nahe“, hieß es zudem. Nach dem substanziellen Plus im Oktober deute die Seitwärtsbewegung im November auf eine einsetzende Stabilisierung im verarbeitenden Gewerbe hin.

Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, sieht für die Industrie ebenfalls Licht am Ende des Tunnels. Er erwartet für Dezember eine Produktionsausweitung um mehr als 1%. Darauf deuteten Unternehmensbefragungen in der Industrie hin – zuletzt etwa der Einkaufsmanagerindex, der zudem eine leichte Entspannung in der Lieferkettenproblematik anzeigte. Für einen höheren Ausstoß spreche aber auch der Lkw-Maut-Index, der frühe Hinweise auf die Konjunkturentwicklung gibt. Dieser legte zum Jahresschluss 1,4% zu und liegt damit 4,6% über dem Vorkrisenniveau, gemessen am Durchschnitt der Monate März 2019 bis Februar 2020.

Doch läuft die Produktion nicht, wird auch der Exportaufschwung nur von kurzer Dauer sein, mahnt ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Im November wurden Waren im Wert von 125,7 Mrd. Euro ausgeführt und in Höhe von 113,7 Mrd. Euro importiert. Damit kletterten die Exporte im Monatsvergleich kalender- und saisonbereinigt um 1,7% . Während die Ausfuhren nun um 5,7% über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020 liegen, dem Monat vor Beginn der coronabedingten Restriktionen, ist die Produktion noch um 7,0% niedriger. Als besonders beeindruckend bezeichnete Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, die Importe, die zum zweiten Mal in Folge den höchsten Monatswert in der Außenhandelsstatistik aufwiesen. Allerdings, so schränkte er ein, müssten die Zahlen realistisch eingeordnet werden: „Ein gewisser Nachhol- und auch Preiseffekt“ treibe die Zahlen in die Höhe. Zudem sinken die Ausfuhren nach China, dem zweitwichtigsten Abnehmer, wieder, mahnte der DIHK.