Geopolitik droht Inflation zu erhöhen
Geopolitik droht Teuerung zu erhöhen
Handelskonflikte nehmen zu – Krisen steigern Volatilität der Inflation
mpi zzt. Sintra
Die Handelsrestriktionen, etwa bei Seltenen Erden, nehmen aufgrund der geopolitischen Spannungen weltweit zu. Gab es 2017 global noch bei rund 15% aller Seltenen Erden Restriktionen, war dies 2023 schon bei etwa einem Viertel der Fall. Dies geht aus einem Panel auf der EZB-Konferenz in Sintra hervor. „Geopolitische Spannungen erhöhen die Volatilität der Inflation“, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel. „Und die geopolitischen Risiken nehmen zu“, ergänzte sie.
Ob die Krisen die Inflation insgesamt erhöhen oder nicht, ist für Schnabel jedoch nicht klar. Höhere Handelsbarrieren oder Kriege könnten die Inflation verstärken. Eine höhere politische Unsicherheit könnte den Konsum und die Investitionen jedoch auch senken, was den Preisdruck reduziert.
Trumps Handelspolitik dürfte Inflation erhöhen
Jan Hatzius, Chefökonom bei Goldman Sachs, präsentierte auf der EZB-Konferenz die möglichen Auswirkungen einer protektionistischeren US-Handelspolitik. Dabei nahm er als Szenario eine Wahl Donald Trumps zum künftigen Präsidenten und berücksichtigte die in der Öffentlichkeit kursierenden Überlegungen Trumps hinsichtlich der Handelspolitik.
Laut seiner Analyse würde die Umsetzung dieser Politik die Inflation in den USA deutlich stärker erhöhen als in der Eurozone. In den Vereinigten Staaten könnte sie dadurch um 1,1 Prozentpunkte steigen, im Euroraum lediglich um 0,1 Prozentpunkte. Im Gegenzug würde die Wirtschaft in Europa größere Schäden erleiden. Für die Eurozone prognostiziert das Modell einen Rückgang um 1 Prozentpunkt, für die USA nur um einen halben. In der Folge erwartetet Hatzius, dass eine protektionistischere US-Handelspolitik die Leitzinsen der Fed erhöhen dürfte. Für die EZB sagt er hingegen einen gegenteiligen Effekt voraus. Da die Inflation nur geringfügig sinken würde und die Wirtschaft spürbar abschwächt, könnte die EZB die Leitzinsen in einem solchen Szenario eher niedriger halten.
Wirkung von Kriegen
Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel, präsentierte auf der Konferenz die ökonomischen Folgen von Kriegen. Wie diese ausfallen, hängt laut ihm maßgeblich von der Entfernung des Krieges ab. Dies würden Daten der größeren Kriege seit 1870 zeigen.
In Ländern, in denen Krieg stattfindet, sei das BIP durchschnittlich um 30% gesunken, die Inflation um 15 Prozentpunkte gestiegen. Auch in Nachbarländern ist der ökonomische Effekt negativ – auch dann, wenn sie am Krieg überhaupt nicht beteiligt sind. Im Schnitt fiel das BIP um 10% und die Inflation kletterte um 5 Prozentpunkte. Je weiter ein Land vom Kriegsschauplatz entfernt ist, desto geringer sind die Auswirkungen. Die höhere Nachfrage nach militärischen Gütern konnte das Wirtschaftswachstum in einigen Fällen sogar erhöhen.