Geopolitische Risiken für Wirtschaft hoch
mpi Frankfurt
Die Wahrscheinlichkeit von sozialen Unruhen oder gar bewaffneten Konflikten in einigen Schwellenländern ist laut einer Studie des Versicherungsmaklers und Risikoberaters Marsh derzeit hoch. Die weltweit in vielen Ländern hohe Inflation verschärfe diese Gefahr laut den am Freitag veröffentlichten Ergebnissen, ebenso wie viele in diesem Jahr anstehende Wahlen, die von den jeweiligen Verlieren und dessen Anhängern womöglich nicht akzeptiert werden.
Zudem verweist Marsh auf drei andere Risiken, die global tätige Unternehmen und Investoren im Blick behalten sollten. Dazu zähle der Kampf um für Zukunftstechnologien wichtige Rohstoffe, der sich durch den Krieg in der Ukraine verschärft habe. Außerdem nennt der Bericht noch die Abhängigkeiten in den Lieferketten und wachsende Handelshemmnisse durch Protektionismus, der sich infolge des russischen Angriffskriegs und der dadurch entstandenen Blockbildung verschärft habe.
Insbesondere in Subsahara-Afrika, aber auch in Südamerika und Teilen Asiens, sei die politische und wirtschaftliche Lage laut Marsh fragil. So verweist der Report unter anderem auf die Gefahr von sozialen Unruhen in Argentinien. Die Inflation in dem südamerikanischen Staat gehört zu den höchsten weltweit und setzt die amtierende Regierung vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Oktober stark unter Druck (vgl. BZ vom 23. März). Die Gefahr, dass es zu größeren gewaltsamen Konflikten oder gar einem Bürgerkrieg kommt, ist laut dem Risikoberater jedoch äußert gering.
Anders als in Nigeria, hier seien terroristische Anschläge wahrscheinlich. Terrorakte durch die islamistische Gruppierung Boko Haram sind schon seit Jahren in Afrikas größter Volkswirtschaft keine Seltenheit. Nun kommt noch eine erhöhte politische Instabilität infolge einer Währungsreform und anschließenden Wahlen hinzu. Unter anderem um Korruption und Stimmenkauf vorzubeugen, hatte die Zentralbank in Nigeria neue Noten in Umlauf gebracht, aber viel zu wenige. In dem Land sind viele Bürger von Bargeld abhängig, da sie kein Konto besitzen. Es kam zu sozialen Unruhen. Die Turbulenzen um die Ende Februar abgehaltene Wahl verschärften diese Probleme dann noch. Die Opposition wirft der Regierungspartei Manipulation vor und hat daher Klage gegen das Wahlergebnis eingereicht.
In Schwellenländern überwiegen insgesamt laut Marsh jedoch die Wachstumschancen die Risiken. „Auch wenn es beunruhigend sein mag, gibt es viele Möglichkeiten für Unternehmen und Investoren, in der heutigen Zeit erhöhter geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken zu wachsen“, sagte Nick Robson, Global Head of Credit Specialties. „Wenn die Risiken identifiziert, gemanagt und effektiv gemindert werden, überwiegen die Aussichten auf kurz-, mittel- und langfristiges Wachstum häufig die Risiken, die durch kurzfristige Volatilität entstehen.“