EU-Klimapolitik

Grüne Investitionen gesucht

Die EU macht in ihrem Bemühen um ein nachhaltigeres Finanzwesen weitere Fortschritte. Die noch offenen Punkte enthalten aber noch viel politischen Sprengstoff.

Grüne Investitionen gesucht

Bei aller berechtigten Kritik, die es im Detail geben mag – gestern war ein guter Tag für die europäische Klimapolitik. Zunächst konnten sich die EU-Gesetzgeber nach langen Verhandlungen endlich auf ein Klimagesetz einigen, das auch ambitionierte CO2-Ziele für 2030 festzurrt. Und dann hat die EU-Kommission auch noch den europäischen Regulierungsrahmen im Bereich der nachhaltigen Finanzierungen an entscheidenden Stellen weiter ausgebaut.

Die Brüsseler Behörde tut gut daran, ihr noch recht neues Sustainable-Finance-System so in den Mittelpunkt des Green Deal zu rücken. Denn die grüne Transformation der Wirtschaft ist eine teure Angelegenheit, und die vielen Billionen Euro werden kaum aus den öffentlichen Kassen fließen. Es muss also darum gehen, die Kapitalströme und Investorengelder in Richtung von nachhaltigen Technologien und Unternehmen zu lenken.

Die EU setzt dabei zum einen auf ein klares Klassifizierungssystem, das vorgibt, wer oder was grün ist, sowie auf Transparenz. Im März sind deswegen schon erste Teile der Offenlegungsverordnung in Kraft getreten. Nun legt die Kommission im Unternehmenssektor nach und weitet die Regeln für die nichtfinanzielle Berichterstattung deutlich aus. Ziel ist, den Informationen über Nachhaltigkeit und mögliche Risiken künftig einen ebenso großen Stellenwert zu geben wie den Gewinn-und Verlust-Rechnungen.

Es ist klar, dass die jetzt öffentlichen neuen Regeln für Finanzvorstände, Assetmanager und Anlageberater nur ein Zwischenschritt sind. Weitere, darauf aufbauende Regeln werden folgen, noch im Sommer voraussichtlich die Vorgaben für ein Ökolabel für Fonds. Auch die Taxonomie ist ja noch längst nicht komplett: Denn zum einen hat die EU-Kommission besonders strittige Punkte aus der Energie- und Agrarwirtschaft gestern erst einmal ausgeklammert. Und zum anderen besteht Nachhaltigkeit nicht nur aus der Klimafrage. Es sind noch viele Entscheidungen offen.

Dass der weitere Weg kein Spaziergang wird, hat der gestrige Tag aber auch noch einmal sehr deutlich gemacht. Bei den mehr als 15-stündigen Verhandlungen um das Klimagesetz wurde erbittert um Details wie die Anrechnung von Wäldern und Mooren gestritten, die CO2 speichern. Und in der Taxonomie stehen sich Gegner und Befürworter von Gas- und Atomkraftwerken immer noch unversöhnlich gegenüber. Die grobe Richtung der EU für mehr Nachhaltigkeit ist klar. Die offenen Details enthalten aber noch viel politische Sprengkraft.

  (Börsen-Zeitung,

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.