Grünes Licht für das 20. Euro-Land
ahe Brüssel
Die europäischen Finanzminister haben am Dienstag auch die letzten drei Rechtsakte angenommen, die noch erforderlich waren, damit Kroatien am 1. Januar 2023 den Euro einführen kann. Somit steht fest, dass Kroatien das 20. Mitglied in der Eurozone wird. Den Wechselkurs haben die Minister bei ihrem Treffen auf 7,5345 Kuna je Euro festgelegt. Es ist derselbe Kurs, der schon vor zwei Jahren beim Beitritt des Landes in den sogenannten Wechselkursmechanismus (WKM) II beschlossen worden war.
Kroatiens Finanzminister Zdravko Maric sagte nach Unterzeichnung der entsprechenden Beitrittsverträge im Rahmen einer kurzen Feier in Brüssel, der Schritt seines Landes in die Eurozone sei auch das klare Signal, dass die europäische Integration weitergehe. Ähnlich äußerten sich Gratulanten.
Bulgarien nächster Kandidat
Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe sprach in einer Videobotschaft von einer „sehr, sehr positiven Entwicklung auch für den Euro und die Eurozone“. Auch Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), sprach von einem Grund zur Freude und betonte, vereint seien die europäischen Länder stärker. Die EZB überwacht zahlreiche kroatische Banken bereits seit zwei Jahren, da das Land bereits Teil der Bankenunion ist.
Zuletzt hatte Litauen den Euro als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Das war schon 2015 gewesen. Zusammen mit Kroatien war vor zwei Jahren Bulgarien in den WKM II aufgenommen worden. Ende Mai hatten Europäische Kommission und EZB ihre Konvergenzberichte veröffentlicht, in denen sie Preis- und Wechselkursstabilität, eine solide Haushaltsführung, Verschuldung sowie die langfristigen Zinssätze untersuchten. Diese Berichte hatten gezeigt, dass Bulgarien derzeit noch nicht so weit ist wie Kroatien. Beobachter mutmaßen allerdings, dass Bulgarien möglicherweise schon 2024 das nächste Mitglied in der Wirtschafts- und Währungsunion werden könnte.
EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis verwies in Brüssel darauf, dass auf wirtschaftlicher Seite der jetzt beschlossene Beitritt Kroatiens nicht zu unterschätzen sei. Der Schritt trage dazu bei, „die Grundlage für die künftige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und Stärke Europas zu verbreitern“, betonte Dombrovskis.
Der Beitritt zum Euro werde auch Kroatien spürbare wirtschaftliche Vorteile bringen: „Die Verwendung des Euro wird es einfacher machen, im Land zu investieren. Es wird Barrieren für Unternehmen senken und Währungsumrechnungskosten beseitigen. Es kann helfen, die Zinssätze zu stabilisieren, wodurch es für Menschen und Unternehmen einfacher und billiger wird, Kredite aufzunehmen“, sagte der Vizepräsident der Kommission. Und der Euro wirke sich dank der Integration Kroatiens in den EU-Binnenmarkt auch positiv auf das Wachstum aus.
Kroatien mit seinen rund vier Millionen Einwohnern ist seit 1991 unabhängig und seit 2013 Mitglied der EU. Wirtschaftlich ist das Land vor allem auf den Tourismus angewiesen. Nach den EU-Verträgen sind alle Mitgliedstaaten bis auf Dänemark zum Beitritt zur Gemeinschaftswährung verpflichtet, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Mehrere Staaten verfolgen dies aber nicht mit Nachdruck – zu ihnen zählen zum Beispiel Schweden, Polen, Tschechien und Ungarn.