Handelsüberschuss des Euroraums sinkt
ba Frankfurt
Der Außenhandel der EU hat das dritte Quartal eher träge beendet. Da die Exporte saisonbereinigt deutlich geringer als die Importe zulegten, hat sich auch der Handelsbilanzüberschuss verringert. Die schwache Dynamik bei den Exporten wird vor allem auf die Lieferengpässe und Knappheiten bei Rohstoffen und wichtigen Vorprodukten zurückgeführt, die die Produktion erheblich behindern – vor allem in Deutschland, der größten Euro-Volkswirtschaft. Auch Staus in den größeren Häfen tragen zu den Logistik- und damit Handelsproblemen bei. Es wird jedoch erwartet, dass sich die Probleme im Verlauf des kommenden Jahres auflösen werden und die Produktion kräftig aufholt – was sich dann eben auch in einer kräftigeren Exportdynamik niederschlagen dürfte.
Vorläufigen Daten des Statistikamts Eurostat zufolge ist der saisonbereinigte Handelsbilanzüberschuss auf 11,1 Mrd. Euro gesunken. Ökonomen hatten mit einem Wert von 14,2 Mrd. Euro gerechnet, nach Eurostat für Juli noch einen Positivsaldo von 13,5 Mrd. Euro ausgewiesen hatte. Saisonbereinigt legten die Ausfuhren zum Vormonat um 0,3% – die Einfuhren legten mit +1,6% allerdings erheblich kräftiger zu.
Unbereinigt lagen die Exporte der 19 Euro-Länder in den Rest der Welt im August bei 184,3 Mrd. Euro, das waren 18,2% mehr als im Vorjahr. Die Importe betrugen 179,5 Mrd. Euro und legten somit im Jahresvergleich um 26,6% zu. Dementsprechend liegt der Handelsbilanzüberschuss bei 4,8 Mrd. Euro.
Hoffnungssignale senden aber die Volkswirte der Welthandelsorganisation (WTO): Sie sehen Anzeichen dafür, dass die gravierenden Engpässe in vielen Bereichen der Weltwirtschaft von nun an allmählich nachlassen. „Der Höhepunkt der Lieferkettenprobleme ist möglicherweise vorüber“, sagte Coleman Nee, Senior Economist der Genfer Organisation, bei der Präsentation einer aktualisierten Projektion für den Welthandel (vgl. BZ vom 4. Oktober). Der Güterhandel erhole sich schneller als vor einigen Monaten erwartet. Daher wurde die Wachstumsprognose für den Welthandel von 8,0% auf 10,8% für dieses Jahr erhöht. 2022 soll der Welthandel 4,7 (zuvor: 4,0)% zulegen. 2020 war der Handel wegen eines kurzen, heftigen Kollapses der weltweiten Warenströme um 5,3% eingebrochen.