„Harte Zeiten“ im Außenhandel
lz/rec Frankfurt
Nach einem unerwarteten Zwischenhoch stehen deutschen Unternehmen im internationalen Geschäft schwere Monate bevor. „Der Außenhandel muss sich auf harte Zeiten einstellen“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Im Februar liefen die Geschäfte im Export wie Import überraschend gut.
Insgesamt wurden Waren im Wert von 124,7 Mrd. Euro ausgeführt, das waren nach Daten des Statistischen Bundesamtes 14,3% mehr als im Februar 2021. Gegenüber dem Vormonat ergab sich kalender- und saisonbereinigt ein Anstieg um 6,4%. Analysten hatten hier mit einem geringeren Plus von 1,5% gerechnet. Die Importe stiegen im Februar im Vorjahresvergleich ebenfalls kräftig um 24,6% auf 113,1 Mrd. Euro, gegenüber dem Vormonat Januar legten die Einfuhren nach Deutschland um 4,5% zu. Wegen der ökonomischen Folgen des Ukraine-Krieges droht der Exportmotor nun aber ins Stottern zu geraten. Hinzu kommen Corona-Lockdowns in China, die zusätzlich belasten (siehe Kasten).
Der Ukraine-Krieg belaste den deutschen Außenhandel erheblich, sagte Jandura. „Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen sind bisher kaum absehbar.“ Eine der größten Herausforderungen sei die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. „Noch haben wir keine Versorgungsengpässe, doch die Lage bleibt unberechenbar“, sagte Jandura. Ähnlich sieht das der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der zusätzlich auf die Corona-Welle in China hinweist. „Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine sowie die neuerlich verschärften Produktions- und Logistikstörungen in China erschüttern den Welthandel“, betonte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Beides findet in Lieferbezugsproblemen sowie in enormen Preisanstiegen Ausdruck und trifft die deutsche Exportwirtschaft ins Mark.“
Exportklima eingebrochen
Die deutschen Exporte nach Russland (minus 6,3%) und die Importe aus dem Land (minus 7,3%) sanken im Februar bereits gegenüber dem Vormonat. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die vom Westen verhängten Sanktionen werden sich indes nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts erst im März detaillierter in der Außenhandelsbilanz zeigen. Dagegen wuchsen die deutschen Ausfuhren in die EU-Staaten im Februar um 10,4% zum Vormonat, die zum wichtigsten Handelspartner China um 6,4% und die in die USA um 2,7%.
Allerdings dürfte es in diesem Tempo nicht weitergehen: Denn die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist nach Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar eingebrochen: Das Barometer für die Exporterwartungen stürzte im März auf minus 2,3 Punkte ab, nachdem es im Februar noch bei plus 17,0 Zähler gelegen hatte, wie das Ifo-Institut bei seiner monatlichen Unternehmensumfrage herausfand. Einen stärkeren Rückgang gab es bisher nur zu Beginn der Coronakrise im April 2020. „Insbesondere Unternehmen mit wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland blicken deutlich pessimistischer auf die kommenden Monate“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Der Zuwachs der Exporte wird sich merklich verlangsamen.“
Im vergangenen Jahr hatten Deutschlands Exporteure den Einbruch in der Coronakrise mit einem Rekordergebnis mehr als wettgemacht. Neben direkten Einbußen im Geschäft mit Russland und der Ukraine infolge des Krieges dürften Ökonomen zufolge eine Verschärfung der Lieferengpässe und der Mangel bei Vorprodukten den deutschen Export in diesem Jahr bremsen.