Bundesbank-Studie

Haushalte gehen bewusster mit ihrem Vermögen um

Die Zahl der privaten Haushalte, die Wertpapiere besitzen, steigt weiter: Bundesbank-Vorständin Fritzi Köhler-Geib findet es ermutigend, dass Geld nicht mehr quasi-automatisch auf das Bankkonto geht. Die Bundesbank-Studie zeigt aber auch, dass die Vermögen weiter sehr ungleich verteilt sind.

Haushalte gehen bewusster mit ihrem Vermögen um

Private Haushalte gehen bewusster mit ihrem Vermögen um

Bundesbank-Studie zeigt sehr ungleiche Verteilung – Mehr Haushalte investieren in Wertpapiere – 83 Prozent sparen

ba Frankfurt

Die Inflation hat zwar die durchschnittlichen Vermögensbestände der privaten Haushalte in Deutschland geschmälert, sie liegen laut einer Bundesbank-Studie aber weiter über dem Vor-Coronaniveau. Die Umfrage unter 3.985 Haushalten aus dem Jahr 2023 zeigt zudem, dass die Vermögen im internationalen Vergleich zwar sehr ungleich verteilt sind, doch hat sich das Ausmaß der Ungleichverteilung gegenüber der vorherigen Umfrage im Jahr 2021 kaum verändert. Als ermutigendes Ergebnis der Umfrage sieht Bundesbank-Vorständin Fritzi Köhler-Geib, dass die Haushalte mittlerweile aktiver mit ihrem Finanzvermögen umgehen: Statt des Automatismus, dass Geld auf das Sparkonto gehe, werde nun eine bewusste Entscheidung über die Verwendung getroffen. Da mehr in Fonds und Aktien fließe, bestehe die Möglichkeit, „dass die Haushalte langfristig mehr aus ihrem Vermögen machen“, erklärte sie bei der Vorstellung der fünften Studie zur wirtschaftlichen Lage privater Haushalte (PHF).

Weiter sehr ungleiche Verteilung

Der sogenannte Gini-Koeffizient für das Nettovermögen, der die Ungleichheit misst und international vergleichbar macht, sank nur minimal auf 72,4%, von 72,8% im Jahr 2021. Je näher der Wert an 100% liegt, desto ungleicher sind die Vermögen verteilt, bei 0% würden alle über das gleiche Vermögen verfügen. „Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist“, schreibt die Bundesbank in dem vorab veröffentlichten Kapitel des Monatsberichts April. Für Spanien etwa lag der Gini-Koeffizient – allerdings für das Jahr 2022 – bei 69% und für Italien bei 66%.

Die Zeit zwischen den Befragungen von 2021 und 2023 war „geprägt von hohen Inflationsraten und steigenden Kredit- und Sparzinsen sowie einer stagnierenden Entwicklung am Aktienmarkt und leicht rückläufigen Immobilienpreisen“, erklärte Falko Fecht, Leiter des Bundesbank-Forschungszentrums. Zudem wurde der während der Corona-Pandemie entstandene Konsumstau abgebaut.

Höher als der fortgeschriebene Trend erwarten lässt

Obwohl das reale Nettovermögen von 2021 bis 2023 um rund 11% auf 239.200 Euro gesunken ist, ist es höher als erwartet: Denn „im Trend der Jahre 2010 bis 2017 ist das reale Nettovermögen um 3,8% gestiegen“, erklärte Fecht. Würde dieser bis 2023 fortgeschrieben, läge das tatsächlich verzeichnete reale Nettovermögen über diesem Wert. Auch der Medianwert, der die Haushalte in eine vermögensärmere und -reichere Hälfte teilt, ging laut Bundesbank inflationsbereinigt deutlich von 90.500 Euro im Jahr 2021 auf 76.000 Euro im Jahr 2023 zurück. Dabei war „der Rückgang des Nettovermögens bei der vermögensärmeren Hälfte besonders ausgeprägt“, betonte die Bundesbank. Aber auch bei den reichsten 10% seien die Vermögen leicht gesunken. Nominal legten die Nettovermögen im Schnitt um 3% auf rund 324.800 Euro zu. Der Medianwert hingegen verringerte sich um 3% auf 103.200 Euro.

Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen in den Jahren 2010/11, 2014, 2017 und 2021 zeigt sich, dass die Zusammensetzung der Vermögen „weitgehend gleich“ geblieben ist. Während in der – am Nettovermögen gemessen – untersten Gruppe der Haushalte Giro- und Sparkonten sowie Sachwerte wie Autos die größte Rolle spielen, werden in der mittleren Gruppe Immobilienbesitz (und Hypothekenkredite) sowie Aktien- und Fondsanlagen bedeutender. Erst die Gruppe der obersten 10% besitzt Betriebsvermögen aus selbständiger Tätigkeit oder Unternehmensbesitz „in größerem Umfang“.

Zusammensetzung kaum verändert

Die Umfrage ergab zudem, dass 83% zumindest gelegentlich sparen und 47% sogar regelmäßig einen festen Anteil zur Seite legen. Die Sparmotive veränderten sich über die Jahre kaum: Notsituationen, größere Anschaffungen und Altersvorsorge werden hier zumeist genannt.

Der Anteil der verschuldeten Haushalte wiederum sank um 2 Prozentpunkte auf 39%. Diese Haushalte wendeten 18% des Nettoeinkommens für Tilgung und Zinszahlungen von Krediten auf.

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