Wirtschaftswachstum

Hoffen und Bangen für die Euro-Wirtschaft

Die Wirtschaft im Euroraum ist Ende 2020 in der zweiten Coronawelle etwas weniger stark geschrumpft als zunächst gedacht – und deutlich weniger als noch in der ersten Welle im Frühjahr 2020. Zugleich wächst laut ZEW-Umfrage unter Finanzprofis die...

Hoffen und Bangen für die Euro-Wirtschaft

ms Frankfurt

Die Wirtschaft im Euroraum ist Ende 2020 in der zweiten Coronawelle etwas weniger stark geschrumpft als zunächst gedacht – und deutlich weniger als noch in der ersten Welle im Frühjahr 2020. Zugleich wächst laut ZEW-Umfrage unter Finanzprofis die Zuversicht für den konjunkturellen Ausblick für die Eurozone. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte trotzdem an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten – selbst wenn die Inflationserwartungen derzeit spürbar zunehmen.

Die Daten und die Umfrage nähren die Hoffnung, dass der Rückschlag für die Konjunktur durch die anhaltenden Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens weit weniger gravierend ausfällt als zu Beginn der Coronakrise und es absehbar zu einer starken Erholung kommt. Im zweiten Quartal 2020 war die Euro-Wirtschaft um 11,4% eingebrochen – so stark wie nie. Aktuell gehen zwar europaweit die Infektionszahlen zurück, aber die Angst vor den Corona-Mutanten ist groß. Deswegen ist es fraglich, wie schnell es zu großen Lockerungen der Corona-Restriktionen kommt – und damit zu mehr Wachstum.

Im vierten Quartal 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum im Quartalsvergleich nun um 0,6%, wie Eurostat am Dienstag mitteilte. In einer ersten Erhebung hatte Eurostat noch einen etwas stärkeren Rückgang um 0,7% gemeldet. Analysten waren von einer Bestätigung der ersten Schätzung ausgegangen. Das Minus fällt damit deutlich geringer aus als im Frühjahr 2020. Für das Gesamtjahr steht dennoch ein Rekordeinbruch von 6,8% zu Buche. Das bestätigte Eurostat am Dienstag.

Der geringere Rückgang des BIP Ende 2020 im Vergleich zur ersten Welle hängt mit einer Vielzahl von Faktoren zusammen. So war etwa der Rest der Welt offener. Die Indus­trie und das Bauwesen wurden in einigen Ländern offengehalten. Aber auch der freiwillige Rückgang der Mobilität war geringer. „Die schwächere freiwillige Reaktion reduziert den kurzfristigen wirtschaftlichen Effekt des Virus und spielt eine Rolle bei der geringeren Beeinträchtigung des BIP im vierten Quartal“, erklärten die Volkswirte der ING-Bank in einer gestern veröffentlichten Analyse. Die langfristigen Auswirkungen seien aber weniger sicher – „da dies auch das Risiko längerer oder strengerer behördlicher Sperren erhöht“.

Unter Finanzexperten hat dennoch im Februar die Konjunkturzuversicht zugenommen. Laut der monatlichen ZEW-Umfrage legten die Konjunkturerwartungen für die Eurozone um 11,3 Punkte auf 69,6 Punkte zu. Das Plus war damit sogar noch stärker als für Deutschland (siehe Text auf dieser Seite). Anders als in Deutschland stieg zudem der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage – um 4,3 Punkte auf –74,6 Punkte.

Die EZB dürfte dennoch auf absehbare Zeit nicht von den rekordniedrigen Zinsen und den breiten Anleihekäufen abkehren. Daran ändert auch der neuerliche Anstieg der ZEW-Inflationserwartungen nichts. Für das Eurogebiet stiegen sie im Februar um 20,2 Punkte auf 71,8 Punkte. Die EZB betrachtet den jüngsten und weiter erwarteten Anstieg der Euro-Inflationsrate als temporäres Phänomen.