5,8 Prozent weniger Bestellungen

Rückschlag für die Industrie

Die schwächelnde Industrie hat im August deutlich weniger Aufträge eingesammelt. Neben der niedrigen Inlandsnachfrage waren auch die Länder aus dem Euroraum zurückhaltend mit Neubestellungen. Zudem verzerrten Großaufträge erneut das Bild.

Rückschlag für die Industrie

Rückschlag für die Industrie

Auftragseingang fällt um 5,8 Prozent – Schwache Nachfrage aus Inland und Euroraum

Die schwächelnde Industrie hat im August deutlich weniger Aufträge eingesammelt. Neben der niedrigen Inlandsnachfrage waren auch die Länder aus dem Euroraum zurückhaltend mit Neubestellungen. Zudem verzerrten Großaufträge erneut das Bild.

ba Frankfurt

Die mangelnde Nachfrage sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland haben der deutschen Industrie im August einen Auftragseinbruch beschert. Aber auch die volatilen Großaufträge sorgten erneut für Verdruss. Dass der Juli noch besser gelaufen ist, als zunächst gemeldet, vermag daher nicht zu trösten.

Nicht zuletzt wegen der sich eintrübenden Stimmungsindikatoren zeichnet sich für das dritte Quartal ein leichter Rückgang der Wirtschaftsleistung ab. Mit dem zweiten Minus-Quartal in Folge wäre die hiesige Wirtschaft dann in die technische Rezession gerutscht, denn im Frühjahr schrumpfte das BIP bereits um 0,1%. „Mit einer Belebung ist erst im kommenden Jahr zu rechnen, und auch diese dürfte sehr verhalten ausfallen“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. „Alles fühlt sich an wie eine Rezession“, urteilt Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.

Medienberichten zufolge erwartet die Bundesregierung daher statt +0,3% mittlerweile ein Minus von 0,2% für das Gesamtjahr. 2025 dürfte sich ein Wachstum von 1,1% ergeben, das ist etwas mehr als bislang mit 1,0% prognostiziert. Dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch ein trüberes Wirtschaftsbild zeichnen wird, war absehbar, nachdem die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose von +0,1% auf –0,1% für das laufende Jahr geschwenkt sind.

Großaufträge verzerren erneut

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) fiel der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe um preis-, saison- und kalenderbereinigt 5,8% zum Vormonat. Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 2,0% gerechnet, nachdem die Zahlen für Juni und Juli dank zahlreicher Großaufträge gut ausgefallen waren. Für Juli revidierten die Wiesbadener Statistiker das Plus gar auf 3,9% von zuvor von 2,9% nach oben. Ursächlich seien umfangreiche Nachmeldungen der Betriebe gewesen. Für den weniger volatilen Dreimonatsvergleich meldet Destatis ein Auftragsplus im Zeitraum von Juni bis August von 3,9% gegenüber den drei Monaten zuvor. „Mit dem nun eingetretenen Rückgang sind aber die Hoffnungen darauf, dass die Bestellungen die Talsohle durchschritten haben könnten, wieder gesunken“, ordnet das Wirtschaftsministerium ein. Eine spürbare Erholung der Industriekonjunktur in der zweiten Jahreshälfte sei wenig wahrscheinlich.

Großaufträge fehlen

Die negative Entwicklung führen die Statistiker unter anderem auf umfangreiche Großaufträge im sonstigen Fahrzeugbau im Juli zurück. Zu diesem zählen Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge. Bleiben die Großaufträge außen vor, liegt ein Auftragsrückgang von 3,4% zum Vormonat vor. Für den Dreimonatsvergleich ergibt sich ein um 0,7% höheres Niveau als in den drei Monaten zuvor.

Ökonomen finden in den Zahlen aber auch Bemerkenswertes: „Erfreulich ist, dass es zumindest zu positiven Impulsen bei den Auftragseingängen außerhalb der Eurozone kam“, analysiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. So legten die Neuaufträge aus dem Ausland außerhalb der Eurozone um 3,4% zu. Allerdings gingen die Bestellungen aus den Ländern des gemeinsamen Währungsraums um 10,5% zurück, sodass die Auslandsorders insgesamt um 2,2% geringer ausfielen als im Vormonat. Die Inlandsaufträge fielen um 10,9%. Deutschland hat aber unter allen G7-Nationen den höchsten Exportanteil am BIP „und ist dringend auf Aufträge aus dem Ausland angewiesen – bleiben diese aus, leidet die gesamte Wirtschaft“, betonte Gitzel.

Die Umsatzentwicklung verheißt auch keine große Besserung: Der reale Umsatz übertraf das Vormonatsniveau um 3,2% – im Juli war der Rückgang aber mit 2,5% ausgeprägter als zuvor mit 2,3% gemeldet.

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