Trotz hoher Preise für Dienstleistungen

Inflation fällt im Euroraum auf Drei-Jahres-Tief

Die Inflation fällt im Euroraum auf 2,2% und ist damit dem EZB-Ziel so nahe wie seit 2021 nicht mehr. Eine Zinssenkung im September scheint beschlossene Sache zu sein. Wie es dann weitergeht, ist im EZB-Rat umstrittener.

Inflation fällt im Euroraum auf Drei-Jahres-Tief

Teuerung im Euroraum fällt auf Drei-Jahres-Tief

Inflation bei 2,2 Prozent – Dienstleistungspreise steigen jedoch stark

mpi Frankfurt

Sinkende Energiepreise haben die Inflation im Euroraum auf den niedrigsten Stand seit Juli 2021 gedrückt. Die Verbraucherpreise legten im August nach einer Erstschätzung von Eurostat im Jahresvergleich um 2,2% zu. Im Vormonat hatte die Inflationsrate noch 2,6% betragen.

„Für die EZB steht die Tür für eine Zinssenkung im September sperrangelweit offen“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, die Zahlen. Mit diesem Schritt hatten die Finanzmärkte bereits vor Vorlage der Inflationszahlen fest gerechnet. Aus dem EZB-Rat versucht lediglich Österreichs Notenbankpräsident Robert Holzmann öffentlich noch Zweifel an einer Zinssenkung im September zu streuen.

Debatte im EZB-Rat

Wie es über den September hinaus mit der Geldpolitik weitergeht, darüber scheint im EZB-Rat indessen weniger Einigkeit zu herrschen. Einige Ratsmitglieder pochen auf eine schnelle Lockerung und verweisen unter anderem darauf, dass die Euro-Wirtschaft weiterhin nicht in Schwung kommt. Das trifft insbesondere auf Deutschland zu. Die größte Volkswirtschaft der Eurozone könnte im laufenden Quartal in die Rezession rutschen. Inzwischen macht sich die schwache Konjunktur hierzulande auch immer stärker auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im August, und die der Erwerbstätigen wächst kaum noch.

Das andere Lager im EZB-Rat mahnt dagegen zur Vorsicht beim Tempo der Zinswende. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte am Freitag in einer Rede, dass die EZB umso vorsichtiger agieren müsse, desto näher der Leitzins an ein Niveau rücke, das womöglich nicht mehr restriktiv wirke. Konsens scheint im EZB-Rat darüber zu herrschen, dass der Einlagensatz auf jeden Fall restriktiv ist, solange er eine Drei vor dem Komma hat. „Da der Weg zurück zur Preisstabilität von einer Reihe entscheidender Annahmen abhängt, sollte die Politik schrittweise und vorsichtig vorgehen“, sagt Schnabel.

Hohe Inflation bei Dienstleistungen

Mit „entscheidenden Annahmen“ dürfte unter anderem gemeint sein, dass sich das Lohnwachstum verlangsamt und in der Folge die Dienstleistungsinflation sinkt. Im August kletterte die Teuerung bei Dienstleistungen jedoch von 4 auf 4,2%. Die Kerninflation sank aus diesem Grund nur minimal von 2,9% auf 2,8%.

Auch wenn die Inflationsdaten für August laut Daniel Hartmann, Chefökonom von Bantleon, weitgehend im Einklang mit der Inflationsprognose der EZB stehen und deshalb Spielraum für Zinssenkungen schaffen, dürfte die Dienstleistungsinflation der Notenbank „gewisse Bauschmerzen bereiten“.


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