Inflation im Euroraum sinkt nur leicht
Euro-Inflation sinkt nur leicht
Teuerung mit 2,4 Prozent höher als erwartet – Uneinheitliches Bild in Europa – EZB vor nächster Zinssenkung
mpi Frankfurt
Kurz vor dem anstehenden Zinsentscheid der EZB am Donnerstag erhalten die Notenbanker neue Daten zur Inflation. Die Teuerung im Euroraum lässt zwar nach, fällt im Februar jedoch höher aus als erwartet. Von einer weiteren Zinssenkung dürften sich die Notenbanker davon aber nicht abhalten lassen.
Die Inflation im Euroraum nähert sich wenige Tage vor dem nächsten Zinsentscheid der Zielmarke der EZB. Im Februar lag die Teuerung nach einer vorläufigen Schätzung von Eurostat bei 2,4%, nach 2,5% zum Jahresauftakt. Der Rückgang der Inflationsrate fällt damit allerdings etwas schwächer aus als von Ökonomen erwartet.
Dies liegt daran, dass die Inflation in einigen Ländern wie den Niederlanden anzieht. In Deutschland gab es zudem entgegen den Erwartungen keinen leichten Rückgang, sondern eine Stagnation. Dass die Euro-Inflation dennoch nachlässt, ist vor allem auf den starken Rückgang der Teuerung in Frankreich zurückzuführen. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Währungsgemeinschaft halbierte sich die Inflationsrate wegen niedrigerer Energiepreise von 1,8 auf 0,9%.
EZB vor nächster Zinssenkung
„Einer Fortsetzung der geldpolitischen Lockerung im März dürfte nichts entgegenstehen“, ordnet Stephanie Schoenwald, Konjunkturexpertin bei KfW Research, die Inflationszahlen ein. Volkswirte gehen fest davon aus, dass die EZB am Donnerstag eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen wird. „Ob allerdings bereits im April eine weitere folgt, ist weniger sicher. Auch angesichts möglicher inflationärer Effekte durch drohende Handelskonflikte könnte es für die EZB ratsam erscheinen, eine Zinspause einzulegen.“
Die EZB entscheidet am Donnerstag nicht nur über die Höhe der Leitzinsen, sondern präsentiert auch neue Projektionen zu Inflation und Wirtschaftswachstum. Bislang berücksichtigen die EZB-Ökonomen in ihrem Basisszenario den drohenden Handelskonflikt zwischen den USA und der EU nicht. Dies dürfte mutmaßlich erstmal so bleiben, da noch keine Klarheit herrscht, welche Maßnahmen beide Seiten ergreifen werden.
Kernrate fällt
Wie viel Spielraum der EZB-Rat noch für weitere Lockerungen in diesem Jahr sieht, dürfte auch maßgeblich davon abhängen, wie sich die Inflation im Dienstleistungssektor entwickelt. Denn die Teuerung in diesem Bereich steht aktuell noch einer Rückkehr zum Inflationsziel der EZB im Weg. Im Februar ging sie zumindest leicht zurück von 3,9 auf 3,7%. Zuvor verharrte sie über ein Jahr lang bei rund 4%. „Die europäischen Währungshüter werden sich besonders über den geringeren Preisauftrieb im Dienstleistungssektor freuen“, sagt daher Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.
Er erwartet, dass sich die Entwicklung bei der Dienstleistungsinflation fortsetzt und damit die Teuerung insgesamt weiter nachlässt. Deshalb sei die Tür für mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr „weit offen“. Etwas pessimistischer beim Inflationsausblick sind die Analysten der Commerzbank. Dennoch gehen auch sie davon aus, dass der Einlagensatz im Euroraum bis zum Sommer deutlich fallen wird. „Zwar könnte sich die Teuerungsrate im Ganzen über dem EZB-Ziel einpendeln“, sagt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. „Allerdings dürfte sich die EZB aufgrund der sinkenden Kerninflation in ihrem Weg bestätigt sehen.“ Die Kerninflation als Indikator für den unterliegenden Preisdruck ist im Februar von 2,7 auf 2,6% gesunken.
Kommunikation der EZB im Fokus
Die EZB könnte daher seiner Einschätzung nach den Einlagensatz bis zum Sommer von derzeit 2,75% auf 2% senken. Dies steht im Einklang mit den Erwartungen der Anleger an den Finanzmärkten. Am Geldmarkt ist derzeit eingepreist, dass die Notenbank den Einlagensatz auf circa 2% reduzieren wird.
In Stein gemeißelt dürfte eine solche Lockerung jedoch nicht sein. „Für gewisse Irritationen sorgte derweil zuletzt die EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die eine Unterbrechung bzw. ein Ende des Zinssenkungszyklus ins Feld führte“, sagt Gitzel. Schnabel gab an, dass sie nicht mehr mit Sicherheit sagen könne, dass die Geldpolitik der EZB noch restriktiv wirke. Mit dieser Einschätzung dürfte sie jedoch in der Minderheit sein. „Nicht auszuschließen ist allerdings, dass die EZB ihren Wortlaut ändern wird und sich hinsichtlich des weiteren geldpolitischen Kurses bedeckter hält“, meint Gitzel.