Verbraucherpreise

Inflation in den USA sorgt für Alarm­stimmung

Neue Daten zu den Verbraucherpreisen in den USA setzen US-Präsident Joe Biden und die Notenbank Federal Reserve unter Druck.

Inflation in den USA sorgt für Alarm­stimmung

rec/mpi Frankfurt

Die unvermindert hohen Verbraucherpreise in den USA lösen Alarmstimmung aus – bei Analysten, Notenbankern und auch bei US-Präsident Joe Biden. Der Kampf gegen die Inflation „hat für mich oberste Priorität“, bekräftigte Biden kurz nach Veröffentlichung neuer Daten durch das Arbeitsministerium. Sie zeigen, dass die Inflation im September unwesentlich zurückgegangen ist und auf hohem Niveau verharrt. Die Kerninflationsrate ohne Energie- und Lebensmittelpreise hat sogar ein 40-Jahres-Hoch erreicht.

Die US-Notenbank Federal Reserve steht dadurch unter Druck, die Leitzinsen weiter kräftig zu erhöhen. Notenbankchef Jerome Powell hat klargemacht, die Inflation notfalls auf Kosten einer Rezession bekämpfen zu wollen. Kurz vor den Zwischenwahlen in wenigen Wochen wird die hartnäckig hohe Teuerung somit immer mehr auch zu Bidens Problem. Denn sie dürfte die Chancen seiner Demokraten schmälern.

Die Inflationsrate ist im September nach offiziellen Angaben von 8,3 auf 8,2% gesunken. Ökonomen hatten allerdings einen deutlicheren Rückgang erwartet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verbraucherpreise unter Ausschluss der schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel von 6,3 auf 6,6% gestiegen sind. Das zeugt von einem weiterhin sehr hohen Preisdruck auf breiter Front.

Fed braucht „Brechstange“

In einer Serie von Kommentaren reagierte Biden auf die Zahlen. Unter anderem warf er den oppositionellen Republikanern vor, im Parlament seine Vorhaben zu untergraben, die Preisschübe für Amerikaner abzumildern. Allerdings steht Biden selbst seit längerer Zeit unter Druck, den jetzigen Inflationsschub durch überdimensionierte Konjunkturprogramme infolge der Coronakrise mitverursacht zu haben.

Die Amerikaner wählen am 8. November das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu. Sollten die Demokraten in einer der beiden Kongresskammern die Mehrheit verlieren, dürften die Republikaner Biden das Regieren in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit sehr schwierig machen.

Auch Ökonomen an der Wall Street und in Europa reagierten besorgt auf die Inflationsdaten. Kursverluste an den Aktienmärkten waren die unmittelbare Folge. Die „größte Enttäuschung ist“, schreibt Thomas Altmann von QC Partners, „möglicherweise gar nicht die Inflationsrate an sich, sondern die deutliche Überschreitung der Konsens-Schätzung.“ Die Fed werde wohl weiter die „Brechstange“ ansetzen müssen, befürchtet Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Sein Kollege Bernd Krampen von der Nord/LB spricht gar von einer „Horrorshow“.

Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsspanne in den USA zuletzt dreimal nacheinander um 75 Basispunkte angehoben. Ein weiterer außergewöhnlicher Schritt in dieser Größenordnung rückt nun deutlich näher. Aus dem am Mittwochabend deutscher Zeit veröffentlichten Sitzungsprotokoll der Fed zum jüngsten Zinsentscheid Mitte September geht hervor, dass die Notenbank auf absehbare Zeit an ihrer restriktiven Politik festhalten will. Die Gefahren einer zu zögerlichen Bekämpfung der hohen Inflation wögen im Moment schwerer als die Belastung für die Konjunktur durch weitere Zinsanhebungen. Die Leitzinsen müssten für einen gewissen Zeitraum im restriktiven Bereich liegen, um die Teuerungsrate wieder in den Griff zu bekommen. Wie lange diese Phase dauern soll, ließ die Fed offen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.