Inflation in Deutschland niedriger als befürchtet
Inflation niedriger als befürchtet
Statistisches Bundesamt revidiert Teuerung im Februar von 2,8 auf 2,6 Prozent – Kernrate dagegen noch oben korrigiert
mpi Frankfurt
Die deutsche Inflation ist im Februar niedriger gewesen als zunächst gemeldet – zumindest gemessen an der europäischen Berechnungsmethode. Für die EZB sind das gute Nachrichten, auch wenn die Kerninflation höher als gedacht ausfällt. Die Notenbank gibt sich sehr zuversichtlich beim Inflationsaublick.
Die Inflation ist in Deutschland im Februar ein gutes Stück niedriger ausgefallen als zunächst gedacht. Das Statistische Bundesamt (Destatis) revidierte am Freitag die Jahresrate gemessen an der europäisch harmonisierten Berechnungsmethode (HVPI) von 2,8 auf 2,6%. Dies könnte dazu führen, dass die europäischen Statistiker ihre Daten für die gesamte Eurozone ebenfalls nach unten korrigieren werden. Das Statistikamt Eurostat veröffentlicht seine endgültigen Daten am 19. März. Das Ergebnis nach nationaler Berechnungsmethode (VPI) von 2,3% bestätigte Destatis. Ebenso bei der Monatsrate, die bei 0,4% lag. Beim HVPI wurde dagegen der Preisanstieg von Januar auf Februar von 0,6% auf 0,5% revidiert.
Für die EZB sind die Daten nach HVPI die entscheidenden. „Das sind gute Nachrichten für die EZB“, sagte daher Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank (HCOB), zu den endgültigen Inflationszahlen für Deutschland. Die revidierten Daten enthalten jedoch nicht ausschließlich positive Veränderungen. Destatis passte auch die Zahl für die Kerninflation an. Statt 2,6% wie zunächst gemeldet, habe die Kernrate im Februar 2,7% betragen.
Die Kerninflation klammert die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise aus. Daher gilt sie Ökonomen als besserer Gradmesser für den allgemeinen Inflationstrend als die Gesamtrate. Bei den Lebensmitteln verkündeten die Statistiker einen Anstieg um 2,4%, was der höchste seit etwas mehr als einem Jahr ist. Bei den Energiepreisen wiederum revidierten die Statistiker den Rückgang von 1,8% auf nur 1,6%.
Großhandelspreise ziehen an
Neue Daten gab es zum Wochenabschluss auch zur Entwicklung der Großhandelspreise in Deutschland. Diese gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, da Unternehmen veränderte Kostenstrukturen häufig zeitverzögert zumindest teilweise an ihre Kunden weiterreichen. Im Februar war der Anstieg bei den Großhandelspreisen so hoch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, wie Destatis am Freitag mitteilte. Sie legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6% zu.
Damit setzt sich der Trend fort, dass der Inflationsdruck bei Waren zunimmt – allerdings auf relativ niedrigem Niveau. Bei der Inflation für Dienstleistungen ist die Lage genau umgekehrt. Sie ist weiterhin sehr hoch, lässt jedoch nach. Im Februar lag die Dienstleistungsinflation in Deutschland bei 3,8%. Zuvor hatte sie mehrere Monate in Folge bei mindestens 4% verharrt.
Das Bild für die gesamte Eurozone ist ähnlich. Auch hier hatte Eurostat gemäß den vorläufigen Zahlen einen leichten Rückgang der Dienstleistungsinflation festgestellt. Die EZB benötigt in diesem Bereich in diesem Jahr weitere Fortschritte, um ihr Inflationsziel für den gesamten Warenkorb zu erreichen.
EZB zuversichtlich
Die EZB ist zuversichtlich, dass dies auch eintritt. Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau erklärte in einem Radiointerview am Freitag gar die Inflation für im Grunde besiegt. „Der Sieg in Frankreich ist gesichert“, sagte er dem Sender „Inter Radio“. Für die Eurozone sei dies bald auch der Fall. Die EZB werde ihr Inflationsziel noch in diesem Jahr erreichen. Ähnlich äußerte sich Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Rande der Veranstaltung „ECB and its Watchers“.
Die EZB-Ökonomen hatten in ihren Anfang März vorgestellten Projektionen die Erreichung des Zielwerts erst für Anfang 2026 vorhergesagt. Dies lag aber im Wesentlichen an höheren Energiepreisen, die im Modell als Annahme getroffen wurden. Jedoch sind die Energiepreise zuletzt niedriger gewesen als von den EZB-Ökonomen unterstellt.