Konjunktur

Inflation in Euro-Ländern zieht erneut kräftig an

Die Inflation in Spanien hat im Februar alle Erwartungen übertroffen und mit 7,5% den höchsten Stand seit mehr als 30 Jahren er­reicht. Das ist kein gutes Omen für die Euro-Inflation. Die EZB gerät immer mehr unter Druck.

Inflation in Euro-Ländern zieht erneut kräftig an

ms F

rankfurt – Die Inflation in Spanien hat im Februar alle Erwartungen übertroffen und mit 7,5% (HVPI) den höchsten Stand seit rund 30 Jahren er­reicht. Damit zeichnet sich immer stärker ab, dass es auch bei der Teuerung in der gesamten Währungsunion erneut einen Satz nach oben und ein neues Rekordhoch geben dürfte. Damit steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Politik zu straffen. Die Euro-Hüter bremsen aber wieder verstärkt – auch wegen des Ukraine-Kriegs.

Für Spanien hatten Analysten jetzt nur eine Rate von 7,0% erwartet – nach 6,5% im Januar. Preistreiber blieben die Kosten für Treibstoffe, Heizöl und Elektrizität. Außerdem verteuerten sich im Februar Lebensmittel spürbar. Allerdings zog auch die Kernrate ohne Energie und Le­bensmittel auf 3,0% an. Das bedeutet, dass sich der Preisauftrieb verbreitert. „Der Inflationsdruck nimmt zu und geht über höhere Strom- und Lebensmittelpreise hinaus“, sagte Chiara Zangarelli, Europa-Volkswirtin bei Morgan Stanley.

Die spanischen Daten nährten Erwartungen, dass es auch bei der Euro-Inflation eine negative Überraschung geben könnte. Bereits am Freitag hatte es bei der französischen Teuerung eine Überraschung nach oben gegeben (vgl. BZ vom 26. Februar). Eine erste Schätzung für den Euroraum gibt es am Mittwoch. Bislang waren Volkswirte im Mittel von 5,3% ausgegangen – nach 5,1% im Januar. Morgan Stanley dagegen erwartet 5,7% und sieht jetzt sogar Aufwärtsrisiken für diese Prognose.

Trotz dieser Inflationszahlen und der Sorge vor einem weiteren Anziehen auch infolge des Ukraine-Kriegs warnte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta bei der avisierten Neujustierung des geldpolitischen Kurses zur Vorsicht. Es wäre unklug, sich auf künftige Schritte festzulegen, solange die Auswirkungen des „dramatischen Konflikts in der Ukraine“ nicht klarer seien, sagte der Italiener am Montag. Es gelte, „moderat und vorsichtig“ vorzugehen, um die Konjunkturerholung nicht abzuwürgen. Die EZB müsse auch sichergehen, dass es nicht zu Marktturbulenzen komme, wenn Konjunkturstützen zu schnell entzogen würden. Dies würde die Erholung zurückwerfen. Der EZB-Rat steht am 10. März vor einer wichtigen Sitzung.

Centeno: Stagflation möglich

Portugals Zentralbankchef Mario Centeno warnte am Montag, dass die Eurozone nach dem russischen Angriff auf die Ukraine von einer Stagflation bedroht sein könnte. Er befürworte die Fortsetzung der geldpolitischen „Normalisierung“, die die EZB zuletzt avisiert habe, sagte er. „Ich bin überzeugt, dass der Wachstumskurs, den die Wirtschaft eingeschlagen hat, sich durchsetzen wird“, sagte Centeno. Dennoch: „Ein Szenario nahe der Stagflation ist nicht ausgeschlossen. Wir müssen also unsere Politik darauf einstellen.“