Inflation lässt Löhne weit hinter sich
Inflation lässt Löhne weit hinter sich
OECD: Gewinne steigen stärker als Löhne – Arbeitslosigkeit auf historischem Tiefstand – Arbeitgeber bieten mehr Extras
ast Frankfurt
Die Inflation lässt die Löhne in den großen Industrienationen hinter sich. Das geht aus dem Ausblick für die Beschäftigung für 2023 hervor, den die Industriestaatenorganisation OECD am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Demnach zeigen sich die Arbeitsmärkte in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nach wie vor robust. Die Arbeitslosenquote ist im Juli derweil auf ein historisches Tief bei knapp 5% gesunken.
Arbeitnehmermarkt mit Vorteilen
Dass die Arbeitsmärkte angespannt sind, also dass es zu viele Jobs für zu wenige Bewerber gibt, spielt normalerweise Arbeitnehmern in die Hände. Laut den Ökonomen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind die Jobs in vielen Staaten sicherer als vor der Pandemie im vierten Quartal 2019. Zudem haben viele Arbeitgeber ihre Stellen angepasst und gewähren ihren Angestellten mehr Extras.
So gibt es etwa in Kanada, Großbritannien und den USA mehr bezahlten Urlaub. Auch die Arbeit von zu Hause (Remote Work) erfreut sich größerer Verbreitung als noch vor der Pandemie. Einige Staaten legen zudem mehr Wert auf die Gesundheit ihrer Angestellten. In den drei genannten Ländern etwa bieten mehr Arbeitgeber nun Fitness-Möglichkeiten an.
Mindestlöhne halten mit
Auf der anderen Seite profitieren Arbeitnehmer jedoch nicht im zu erwartenden Maße von der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften. Denn in der Mehrheit der Staaten haben sie weniger Kaufkraft: Die Reallöhne sind im zweiten Quartal abermals gesunken. Das deutlichste reale Minus müssen schwedische Arbeitnehmer hinnehmen. Hier liegt das Reallohnwachstum bei –5%. Auch in Deutschland sinken die Löhne real und zwar um etwa 2%.
Deutliche Lohnanstiege gab es im zweiten Quartal hingegen in Slowenien mit real 5% und in Belgien mit knapp 5%. In der Eurozone steht ein Minus von knapp 1% zu Buche. Derweil halten die jeweiligen Lohnuntergrenzen in den meisten Ländern mit der Teuerung mit. Besonders in Deutschland, wo zwischen Dezember 2020 und August 2023 mehrere Erhöhungen stattfanden, registrieren die Ökonomen der OECD ein großes Plus. 10% mehr verdienten Arbeitnehmer im Mindestlohnsektor demnach in diesem Zeitraum.
Arbeitskosten steigen langsamer
Angesichts steigender Mindestlöhne müssen sich Unternehmen aber keine Sorgen um die Kosten machen. Laut OECD haben die Lohnstückkosten in den meisten Ländern weniger zugelegt als die Gewinne pro Einheit (siehe Grafik). Demnach sind der Industriestaatenorganisation zufolge die Löhne langsamer gewachsen als die Unternehmensgewinne. In Deutschland beispielsweise legten die Gewinne fast doppelt so stark zu wie die Lohnstückkosten. In den USA und Frankreich hingegen beobachten die Ökonomen der OECD eine gegenteilige Entwicklung.