Geldpolitik

Deutsche Inflation überrascht erneut negativ

Die Inflation steigt in Deutschland entgegen den Erwartungen. Der EZB machen die Daten das Leben nicht leichter bei der Frage, ob die Leitzinsen im September sinken sollen oder nicht.

Deutsche Inflation überrascht erneut negativ

Inflation überrascht erneut negativ

Teuerung steigt in Deutschland auf 2,6 Prozent – Kernrate und Anstieg der Dienstleistungspreise stagnieren

mpi Frankfurt

Die Inflation in Deutschland erweist sich weiterhin als äußerst hartnäckig. Entgegen den Erwartungen der meisten Ökonomen legte die Teuerung im Juli zu. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag in seiner Erstschätzung mitteilte, beträgt die Inflationsrate nach europäischer Berechnungsmethode HVPI 2,6%. Das ist ein Anstieg um 0,1 Prozentpunkte.

„Die heutigen Datenveröffentlichungen haben die Sache für die EZB nicht einfacher gemacht“, sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING. Eine Zinssenkung der Notenbank im September sei keine ausgemachte Sache. Die hartnäckige Inflation in der größten Volkswirtschaft der Eurozone stelle die EZB vor Herausforderungen.

Inflation in Spanien lässt deutlich nach

In Spanien ist die Inflation im Juni hingegen stärker zurückgegangen als erwartet. Wie das dortige Statistikamt INE am Dienstag bekannt gab, ging die Teuerung von 3,6 auf 2,9% zurück. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 3,2% gerechnet. Am Mittwochvormittag veröffentlicht Eurostat die Inflationsdaten für die gesamte Eurozone. Analysten rechnen mehrheitlich mit einer Stagnation bei 2,5%.

Neben der Gesamtrate werden die EZB-Ratsmitglieder besonders auf die Kernrate als Gradmesser für den unterliegenden Preisdruck sowie auf die Entwicklung der Dienstleistungspreise achten. Die Daten für Deutschland beinhalten in diesen Bereichen keine Fortschritte. „Es sind einmal mehr die Dienstleistungspreise, die nicht genügend nachgeben und sich gleichzeitig auf noch immer relativ hohen Teuerungsniveau befinden“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Bereits den dritten Monat in Folge steigen die Dienstleistungspreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,9%.

Höhere Lebensmittelinflation

Dies ist auch der Hauptgrund, weswegen die Kerninflation bei 2,9% verharrt. Sie gilt Ökonomen als guter Gradmesser für den allgemeinen Preisdruck, da die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise hier nicht berücksichtigt sind. Diese beiden Komponenten waren maßgeblich für starken Anstieg und dann schnellen Rückgang der Gesamtrate der Inflation verantwortlich.

Für das nachhaltige Erreichen des Inflationsziels von 2% benötigt die EZB jedoch auch Fortschritte bei der Dienstleistungsinflation. Denn der preisdämpfende Effekt der Entspannung bei den Energiepreisen läuft allmählich aus. Das zeigen auch die Zahlen für Deutschland. So sanken die Energiepreise im Jahresvergleich im Juli nur noch um 1,7%, nach 2,1% im Juni. Bei den Lebensmittelpreisen steigt die Inflationsrate von 1,1 auf 1,3%.

Dienstleister im Fokus

Ob das Lohnwachstum in Deutschland und in der gesamten Eurozone in den kommenden Monaten nachlassen wird, darüber gehen die Meinungen bei Ökonomen auseinander. Eine Mehrheit erwartet jedoch ebenso wie die Europäische Zentralbank ein schwächeres Lohnwachstum in den kommenden Quartalen. Sollte dies eintreffen, dürfte die Notenbank ihr Inflationsziel in 2025 erreichen.

„Solange der Preisdruck im Dienstleistungssektor noch verhältnismäßig hoch ist, können die geldpolitischen Zügel nicht deutlich gelockert werden“, meint Gitzel. Er geht dennoch davon aus, dass die EZB die Leitzinsen im September um 25 Basispunkte senken dürfte. Insgesamt könnte die Notenbank die Leitzinsen nach Einschätzung des Ökonomen einmal pro Quartal senken. Dies deckt sich mit den Erwartungen an den Finanzmärkten und auch den öffentlichen Einschätzungen einiger EZB-Ratsmitglieder.


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