Umfrage der EZB

Inflationserwartungen im Euroraum steigen deutlich

Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher im Euroraum machen einen Sprung nach oben. Die Prognosen spielen für die Geldpolitik der EZB eine wichtige Rolle.

Inflationserwartungen im Euroraum steigen deutlich

Inflationserwartungen steigen deutlich

Anstieg vor allem für die kurze Frist – Erstmals auch Daten für in fünf Jahren

mpi Frankfurt

Obwohl die Inflation im Euroraum zuletzt nachgelassen hat, erwarten die Verbraucher für die kommenden zwölf Monate einen steigenden Preisdruck. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der EZB hervorgeht, rechnen die Befragten in einem Jahr im Median mit einer Teuerung von 2,9%. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Umfrage des Consumer Expectation Survey (CES). Zudem ist es der höchste Wert seit knapp einem Jahr. Auf Sicht von drei Jahren fällt der Anstieg moderater aus. Hier liegen die Inflationserwartungen bei 2,5%, nach zuvor 2,4%.

Erstmals veröffentlichte die Notenbank auch Zahlen für den Zeitraum von fünf Jahren. Die Prognose liegt hierbei mit 2,1% sehr nahe am Inflationsziel der EZB von 2%. Die Zentralbank fragte zudem die Verbraucher das erste Mal, für wie wahrscheinlich sie es halten, dass die EZB in drei bzw. fünf Jahren ihr Mandat der Preisstabilität erreicht. „Dies liefert ein quantitatives Maß für die Glaubwürdigkeit der EZB aus Sicht der Verbraucher und hilft, die Verankerung der längerfristigen Erwartungen weiter zu bewerten“, heißt es dazu in einem Vorabkapitel aus dem diese Woche erscheinenden Wirtschaftsbericht der EZB.

Fragilere Inflationserwartungen

Wenig überraschend zeigten sich diejenigen, die eine Inflation zwischen 1,5 und 2,5% für in fünf Jahren prognostizieren, optimistischer, dass die Notenbank ihr Mandat erfüllt, als diejenigen, die eine niedrigere oder höhere Teuerung erwarten. Die erste Gruppe beziffert die Wahrscheinlichkeit auf fast 50%. Letztere nur auf fast 40%.

Mit der Messung der langfristigen Inflationserwartungen will die EZB einen besseren Eindruck davon bekommen, inwieweit die Bevölkerung ihrer Arbeit vertraut. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte im März betont, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher durch die Phase der hohen Inflation ab 2021 fragiler geworden sind.

EZB zeigt sich zufrieden

Für die Notenbank kann das zum Problem werden. Erwarten die Menschen nämlich eine hohe Inflation in der Zukunft, ziehen sie Ausgaben nach Möglichkeit vor. Das erzeugt eine höhere Nachfrage, was wiederum zu stärker steigenden Preisen führen kann. Hohe Inflationserwartungen können so zur selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Notenbanker achten daher darauf, dass die Erwartungen nicht „entankern“, wie es in der Fachsprache heißt. Das bedeutet, dass sich die Vorhersagen der Verbraucher und auch der Unternehmen nicht zu weit vom Inflationsziel entfernen.

Diesbezüglich zeigt sich die EZB aktuell zufrieden. „Die jüngsten CES-Daten zu den längerfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher könnten die Befürchtungen zerstreuen, dass der Euroraum als Folge des letzten Inflationsschubs die Gefahr dauerhaft höherer Inflationsraten birgt, weil sich die längerfristigen Inflationserwartungen von dem 2%-Ziel der EZB entfernen“, heißt es im Wirtschaftsbericht.

Bei den langfristigen Inflationserwartungen liegen die einzelnen Schätzungen der Befragten in der Tendenz näher am Inflationsziel als bei den kürzeren Zeiträumen. Nichtsdestotrotz stellt die Europäische Zentralbank fest, dass der niedrigere Wert für den Fünf-Jahres-Abschnitt auch damit zusammenhängt, dass es für die lange Frist mehr Menschen gibt, die mit keinerlei Inflation rechnen als beim Zeitraum von drei Jahren.

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