Konjunktur

Insolvenzen verharren auf hohem Niveau

Im Januar ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen leicht gesunken, verbleibt aber auf hohem Niveau. Zudem waren erheblich mehr Jobs betroffen. IWH und BVR erwarten weiter steigende Fallzahlen.

Insolvenzen verharren auf hohem Niveau

Insolvenzen verharren auf hohem Niveau

IWH-Trend zeigt aber kräftigen Anstieg bei betroffenen Jobs – BVR erwartet weitere Zunahme

ba Frankfurt

Im Januar sind zwar etwas weniger Unternehmen in die Insolvenz gerutscht, das Niveau bleibt aber hoch. Die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt zudem, dass wegen größerer Pleiten erheblich mehr Jobs betroffen waren als noch im Dezember. Wegen der Konjunkturschwäche dürfte die Zahl der Pleitefälle in diesem Jahr kräftig steigen, erwartet sowohl das IWH als auch der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Frühindikatoren mit erneutem Höchstwert

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im Januar bei 1.077, also annähernd so hoch wie der Pleite-Rekord im Dezember 2023 mit 1.087 Fällen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um fast 40%. Gegenüber dem Januar-Durchschnitt in den Vor-Corona-Jahren 2016 bis 2019 ist dies ein Plus von knapp 20%. Die dem Insolvenzgeschehen vorlaufenden IWH-Frühindikatoren, die seit Januar 2020 erfasst werden, erreichten im Januar den dritten Monat in Folge einen neuen Höchststand und übertreffen die Dezemberwerte nochmals um 10%.

In den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Januar gemeldet wurde, waren etwa 14.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt laut dem IWH die Zahl der betroffenen Beschäf­tigten etwa die Hälfte über dem Niveau des Vormonats und mehr als doppelt so hoch wie in einem durchschnittlichen Januar der Vorkrisenjahre 2016 bis 2019. "Die hohen Werte im Januar gehen zurück auf Pleiten größerer Mittelständler aus Industrie und Handel", erklärte das IWH dazu. Zu den jüngsten Insolvenzfällen gehören unter anderem das KaDeWe oder Arko, Hussel und Eilles sowie Bree.

Weiterer Anstieg erwartet

„Das Insolvenzgeschehen bleibt dynamisch und wird sich auch in den nächsten Monaten nur in Richtung weiter steigender Zahlen entwickeln“, sagt IWH-Experte Steffen Müller. Dabei dürfte neben den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch ein Nachholeffekt der Staatshilfen während der Corona-Pandemie eine Rolle spielen.

Denn Coronahilfen gingen häu­figer an Unternehmen, die schon vor der Krise unproduktiv waren. Das hatte zu sehr niedrigen Insolvenzzahlen während der Pandemie beigetragen. Diese Hilfen müssten jedoch nun in einem anhaltend schwierigen Umfeld zurück­gezahlt werden. „Es verwundert nicht, dass das viele schwächere Unternehmen überfordert“, erklärt Müller.

Auf Normalisierungskurs

Der BVR erwartet für 2024 ebenfalls steigende Insolvenzzahlen – sowohl bei Unternehmen als auch bei Verbrauchern. Die Firmenpleiten dürften um 7,8% auf etwa 19.300 Fälle zulegen und damit erstmals wieder das Vorkrisenniveau von 18.749 des Jahres 2019 übersteigen. Für 2023 wird ein Plus von 22,4% der Firmenpleiten veranschlagt. Dabei handele es sich aber um eine weitere Normalisierung des Insolvenzgeschehens nach den Sondereffekten zu Beginn der 2020er Jahre.

Die Verbraucherinsolvenzen wiederum dürften den BVR-Berechnungen zufolge um 6,5% auf rund 71.400 Fälle klettern nach dem Plus von 1,0% im Jahr 2023. Damit würde die Fallzahl wieder in etwa den Stand von 2017 mit 71.896 Fällen erreichen. Der Verlauf der Verbraucherinsolvenzen war 2020 und 2021 stark durch die schrittweise Verkürzung der Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre beeinflusst.

Hätten Unternehmen und Privathaushalte nicht seit Anfang der 2000er Jahre "deutliche Anstrengungen zur Steigerung der finanziellen Resilienz unternommen", würde nun die sich abzeichnende Zunahme der Insolvenzzahlen stärker ausfallen, heißt es weiter. So sei die Eigenkapitalquote der nichtfinanziellen Unternehmen spürbar gestiegen und die Privathaushalte haben ihr Schulden-Einkommen-Verhältnis merklich zurückgeführt.

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